Bochum.

Das Schauspielhaus hat seine Zuschauerzahlen weiter gesteigert - im Januar 2012 lag die Auslastung bei satten 85 %. In konkreten Zahlen ausgedrückt: Knapp 18 000 Zuschauer besuchten die 50 Vorstellungen.

Und noch ein Superlativ: Seit Beginn der 2. Spielzeit von Anselm Weber im letzten Oktober lag die Auslastung im Großen und Kleinen Haus und den weiteren Spielstätten (bis einschließlich Januar 2012) bei 80 %.

„Dies ist das beste Ergebnis seit 1989!“, freut sich der Theaterdirektor, muss aber auf Nachfrage einräumen, dass die Zahlen relativ sind. Beispielsweise hatte das Schauspielhaus in der 1. Spielzeit Weber insgesamt 190 000 Besucher, was einer Auslastung von 71,7 % entspricht. Elmar Goerden konnte 2006/07 zwar mehr Publikum begrüßen (192 000 Zuschauer), hatte aber nur eine Auslastung von 63,3 %. Wie das? Entscheidend ist die Zahl der Vorsellungen; in der erwähnten Goerden-Saison waren es 700, in der ersten Spielzeit Weber hingegen nur 629.

Losgelöst von solchen statistischen Zahlenspielchen, bleibt festzustellen: Viele Vorstellungen waren und sind ausverkauft bzw. nahezu ausverkauft – das sind die Perlen im Programm:


„Die Dreigroschenoper“ von Brecht/Weill, Regie Christoph Frick, u.a. mit Maja Beckmann als Polly Peachum und Nicola Mastroberardino als Mackie Messer. Laut, schrill, unterhaltsam – unterlegt mit der bewährten Weill-Musik.


„Was Ihr wollt“ von William Shakespeare, Regie Roger Vontobel, u.a. mit Jana Schulz, Florian Lange und Matthias Redlhammer – die Bühne steht unter Wasser und die Schauspieler arbeiten sich lustvoll bis zur Erschöpfung an den wechselnden Identitäten der Figuren ab.


„Kleiner Mann - was nun?“ nach Fallada, Regie David Bösch, mit Maja Beckmann und Raiko Küster als trautes Ehepaar auf der Suche nach dem Familienglück in wirtschaftlich schwerer Zeit.


„Eisenstein“ von Christoph Nußbaumeder und „Haus am See“ von Reto Finger, beides Einrichtungen des Intendanten, beides eher unspektakuläre Stücke, aber beides großes Schauspielertheater.


„Die Jungfrau von Orléans“ von Friedrich Schiller, Regie Roger Vontobel, mit der sehenswerten Lena Schwarz in der Titelrolle.


„Der verlorene Drache“, poetisches Tanztheater von Malou Airaudo und den Street-Artisten von Renegade. Schöne Körper, schöne Bilder.

Im Theater Unten liegen „Liebe ist ein hormonell bedingter Zustand“,
„Der Messias“ und „Hochstapeln“ sogar bei 100 % Auslastung. Auch die Sonderveranstaltungen sind gefragt. So waren die Talkrunde „Das ist…Nuran David Calis“ im Tanas und „Tanzlabor“, das das Schauspielhaus mit Pottporus/Renegade im Theater Unten veranstaltet, zu 100 % ausgelastet.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: künstlerisch ambitionierte Inszenierungen von vergleichsweise schwierigen Stoffen wie „Drei Schwestern“ von Tschechow (Regie: Paul Koek), „Amerika“ nach Kafka (Regie: Jan Klata), „Die Ratten“ von Gerhard Hauptmann (Regie: David Bösch) oder auch „Hikikomori“ von Holger Schober (Regie: Martina van Boxen) hätten durchaus mehr Zuschauer verdient.