Bochum. .
Sarajevo, Bosnien, im Januar 1993: Dichte Nebelschwaden hüllen die Landschaft im Hintergrund ein, Eis- und Schnee-Rückstände bedecken die Randstreifen der Straße, im Vordergrund liegt ein lebloser Frauenkörper auf dem Asphalt. - Dieses Bild der von einem Heckenschützen erschossenen Frau ist nur eine der vielen Kriegsfotografien der Pulitzer-Preisträgerin Anja Niedringhaus, die jetzt im Kubus der Situation Kunst ausgestellt werden.
Unter dem Titel „20 Jahre Fotografie aus Kriegsgebieten“ zeigt die 46-Jährige Fotografin, die im Auftrag der Nachrichtenagentur Associated Press arbeitet, auf zwei Etagen ihre Bilder. Es sind fotografische Dokumente vom Leben in der Extreme - in Bosnien, Afghanistan, Libyen, Syrien oder im Irak. Sie zeigen Szenen aus Kampfhandlungen und Armee-Lazaretten, aber auch den zivilen Alltag inmitten von Gewalt und Schrecken: trauernde Angehörige, Kinder, die mit einem kaputten Telefon in den Trümmern spielen, ein deutscher Soldat, der während einer Langzeitpatrouille auf einem Feldbett unter freiem Himmel in Afghanistan seinen 34. Geburtstag feiert.
Bis auf eine einzige Ausnahme - eine Weihnachtsszene mit hunderten bewaffneten Soldaten, die auf dem Boden der kuwaitischen Wüste sitzend, einem leuchtend rot kostümierten Weihnachtsmann lauschen, sind diese Fotos Schwarz/Weiß-Abzüge. Im Vordergrund stehen Details, wie Gesichtsausdrücke anstelle von Farbkontrasten. „So reduziert es sich auf das Wesentliche“, meint Anja Niedringhaus.
Als Augenzeugin schwebte die preisgekrönte Fotografin bei vielen dieser Aufnahmen selbst in Lebensgefahr und erlebte mit, wie Kollegen zu Tode kamen. Obgleich sie auch im Bereich der Sportberichterstattung arbeitet, zieht es Niedringhaus immer wieder in die Kriegsgebiete - nicht etwa um des Nervenkitzels Willen, sondern mit dem Willen, das Geschehen für die Öffentlichkeit - darunter auch die daheim verbliebenen Angehörigen der Soldaten - zu dokumentieren.