Bochum. Das Knappschaftskrankenhaus Langendreer steht in der Kritik. Für Augen-OPs mit der neuen Lasertechnik werden die Patienten um Vorkasse gebeten: in bar.

Als Wunderwaffe gegen den Grauen Star feiert das Knappschaftskrankenhaus Langendreer Europas ersten Femtosekunden-Laser. Gewundert hat sich auch Heinz Formann. Für die neuartige Augen-Operation musste er 1520,10 Euro zahlen – „als Vorkasse, in bar“.

„Das Laserverfahren steht allen Patienten als Kassenleistung offen. Etwaige Zusatzzahlungen werden nur beim Wunsch nach besonderen Kunstlinsen fällig“, betonte Prof. Dr. Burkhard Dick vor einer Woche. Im OP-Saal in Langendreer stellte der Direktor der Augenklinik der WAZ exklusiv den 500 000 Euro teuren Femtosekunden-Laser vor, der der Volkskrankheit Grauer Star „in bislang unerreichter Präzision“ den Garaus machen soll. Am Dienstag folgte ein weiterer Pressetermin in einem Dortmunder Hotel.

Heinz Formann war im Dezember einer der ersten der bisher über 70 Patienten, bei denen die US-Lasertechnik zum Einsatz kam. Am medizinischen Nutzen hegt der ehemalige WAZ-Sportredakteur erhebliche Zweifel. „Ich hatte nach der Operation schlimme Schmerzen. Anfang Januar wurde ein zweiter Eingriff erforderlich. Dennoch sehe ich heute schlechter als vorher. “

Heinz Formann (77) widerspricht nicht nur den Erfolgsmeldungen der Klinik. Besonders erstaunte ihn die Darstellung, die Laser-OP sei als Kassenleistung von Zuzahlungen befreit. „Als meine OP vereinbart wurde, wurde ich aufgefordert, zu dem Termin 1520,10 Euro bereit zu halten: ausdrücklich in bar. Ich hielt diese Zahlungsweise zwar für merkwürdig, legte die exakte Summe inklusive 10-Cent-Münze aber am OP-Morgen auf den Tisch. Ich wollte ja operiert werden. Später erhielt ich darüber eine Quittung.“

Das Knappschaftskrankenhaus korrigierte am Dienstag auf WAZ-Anfrage die „missverständliche“ Angabe zur Kassenleistung. Nur konventionelle Katarakt-OPs würden komplett von den Kassen bezahlt. Für den sieben- bis achtminütigen Laser-Eingriff indes müssten sowohl Kassen- als auch Privatpatienten 1520,10 Euro als Eigenleistung berappen. „Damit werden die hohen Kosten für die Einmalmaterialien, etwa Optik-Aufsätze, gedeckt“, erklärt die Klinik. Die Zuzahlung könne auch per Banküberweisung erfolgen.

„Falsch!“, entgegnet Heinz Formann. „Auf einem Handzettel, den ich vor der OP erhielt, ist allein von Barzahlung die Rede. Ich habe extra gefragt, ob ich die Zahlung nicht auch per Überweisung oder Scheck tätigen kann. Antwort: nein. Die Klinik bestand auf Bargeld, das ich tags zuvor abhob und am OP-Tag aus der Hosentasche kramte.“

Bar-Zahlungen, erfuhr die WAZ, sind bei Operationen in Bochumer Krankenhäusern weitgehend unüblich. „Wir stellen über Leistungen, die die Kassen nicht übernehmen, eine Rechnung aus – selbstverständlich erst nach der Behandlung“, betont Robin Jopp, Sprecher des Bergmannsheils. Auch im Katholischen Klinikum (St. Josef, St. Elisabeth, Maria Hilf) operierten die Ärzte nicht gegen Vorkasse: „Das gibt’s nicht“, sagt Sprecher Vassilios Psaltis. Ausnahme: „Patienten aus Nicht-EU-Ländern, die eigens für eine Operation einreisen, werden bei Zweifeln an einer Kostenübernahme gebeten, das Geld vorab zu bezahlen. Das kommt aber nur sehr selten vor.“