Drei Tage stellten sich mehr als 40 rheinland-pfälzische Winzer in der Jahrhunderthalle vor - und fanden ihr Publikum.
Deutsche Winzer gehen im Bemühen, für ihre Erzeugnisse zu werben, schon 'mal seltsame Wege - die nach Bremen, Kiel ... und Bochum führen. Bei näherem Hinsehen ist es dann wieder nicht so ungewöhnlich, denn wo man gerne Fisch isst, wird auch Weißwein ausgeschenkt. Und eine vermeintliche „Biermetropole” wie das Ruhrgebiet beherbergt so viele Weintrinker, dass sich eine „Wein-Messe Rheinland-Pfalz” lohnt.
Das Publikum stellte am Wochenende in der Jahrhunderthalle jedenfalls erleichtert fest, dass keineswegs „Kellergeister” das Ambiente beherrschten und die Zeiten der „Liebfrauenmilch” offenbar abgelaufen sind. An ihre Stelle sind schon vor Jahren mutige Winzer und -Genossenschaften getreten, deren Weine sich sogar auf der Karte des einen oder anderen italienischen Ristorante wiederfinden. „Es gibt beispielsweise einige Jungwinzer”, erzählt Katharina Krstev vom Veranstalterteam, „die haben sich im Studium kennengelernt und beschlossen, etwas Neues zu probieren.” Ihr Projekt „Nahe 7” läuft unabhängig von den Vorstellungen der Eltern ... und im übrigen gar nicht schlecht.
Natürlicherweise herrscht längst nicht immer Einigkeit unter den Winzern: Ob man den jungen Wein mit Holzschnitzeln aufpäppeln darf oder nicht, sorgt für lebhafte Diskussionen zwischen Traditionalisten und Modernisierern. Ob man seine guten Weine bei Aldi oder Lidl ins Regal stellt, ebenfalls ... wenn man über die entsprechende Menge verfügt (allerdings bedeutet große Menge oft „kleiner Preis” und ist damit kontraproduktiv). „Bio” oder nicht ist dagegen keine Glaubensfrage, sagt Betreuerin Krstev: „Bio sind sie alle, bloß zertifiziert die wenigsten. Denn dieser Prozess ist nicht billig.”
Die Weinmesse am Wochenende zählte jedenfalls deutlich mehr Besucher - Private und Gastronomen - als im Premierenjahr, so dass die dritte Auflage im April 2010 schon beschlossene Sache ist. Bis man in der „Biermetropole Ruhrgebiet” allerdings den Pfälzer Wein auch im Fußballstadion orden kann, dürfte es noch ein weiter Weg sein. „Ist schon klar”, grinst Katharina Krstev, „aber man wächst ja auch mit seinen Aufgaben.”