Bochum. . Nach dem Ermittlungskomplex Liechtenstein hat die Bochumer Schwerpunktsstaatsanwalt zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität jetzt „eine beträchtliche Anzahl“ an Beschuldigten im Visier, die ihr Geld in Luxemburg versteckt haben sollen. Es gab „mehrere Durchsuchungen“.

Die Staatsanwaltschaft Bochum steht kurz vor dem Abschluss eines ihrer größen Ermittlungsverfahren - dem Steuerhinterziehungskomplex Liechtenstein. Gleichzeitig haben die Bochumer Strafverfolger aber längst ein ähnliches Großverfahren auf Touren gebracht. Diesmal geht es um mutmaßliche Geldverstecke in Luxemburg. Es habe in den vergangenen Monaten bereits „mehrere Durchsuchungen“ gegeben“, erklärte Oberstaatsanwalt Gerrit Gabriel auf WAZ-Anfrage.

Im Fall Liechtenstein, der seit über vier Jahren abgearbeitet wird, stehen nur noch wenige Verfahren aus. Insgesamt, so Gabriel, waren 640 Verfahren gegen Geldanleger eingeleitet worden. Davon sind 624 erledigt. Die meisten wurden eingestellt, allerdings gegen Geldauflagen von 42,6 Millionen Euro. Hinzu kommt eine „Unternehmensgeldbuße einer Liechtensteiner Bank in Höhe von 46,35 Millionen. Zusätzlich trieben die Staatsanwälte über 188 Mio Euro an Steuernachzahlungen ein. Und dies alles ist nur der Kassenstand vom Herbst 2011. Mittlerweile dürften es ein paar Millionen mehr sein.

Keiner musste in Haft

So hartnäckig die Ermittler beim Geld waren - für eine Gefängnisstrafe haben sie in keinem einzigen Fall gesorgt. Jedenfalls ist Gabriel davon nichts bekannt (einzelne Verfahren sind an andere Staatsanwaltschaften abgegeben worden). Es gab bisher zwar 17 Verurteilungen, aber jedes Mal blieb es bei Geld- oder Haftstrafen auf Bewährung. Im auffälligsten Fall kam sogar ein Millionär (69), der 7,5 Mio Euro hinterzogen hatte, mit Bewährung davon. Zuletzt wurden eine Hausfrau (52) in Krefeld zu einer Bewährungsstrafe verurteilt (eine Mio Euro Schaden) und ein Ex-Unternehmer (62) aus dem Sauerland zu einer Geldstrafe (rund 90 000 Euro Schaden). Weitere Prozess in Essen und Wuppertal stehen noch aus.

Wie im Fall Liechtenstein dient auch im Fall Luxemburg eine angekaufte CD mit Anlegerdaten die Ermittlungsgrundlage. Wie viele Beschuldigte es gibt, sagte Gabriel nicht. Nur dies: Es sei „eine beträchtliche Anzahl“. Darunter seien auch Anleger im Landgerichtsbezirk Bochum.