Bochum.. Über 20 Jahre nach einem Raubüberfall steht ein Ehepaar aus Herne vor dem Bochumer Landgericht. Die Frau hatte im vergangenen Jahr selbst Anzeige erstattet.
Über 20 Jahre nach einem bewaffneten Raubüberfall auf ein Geschäft in Bochum-Hamme hat am Freitag eine 53-jährige Rentnerin aus Herne vor dem Landgericht Bochum eingeräumt, damals als Fahrerin fungiert zu haben. Der Räuber sei ihr Ehemann (57). Er sitzt jetzt ebenfalls auf der Anklagebank. Rund 37.000 D-Mark soll er damals erbeutet haben.
„Revolvermann erbeutet Geldbomben“ - so titelte damals die WAZ. All die Jahre hatte die Kripo den Täter nicht ermitteln können. Im August 2011 - wenige Monate vor Ablauf der Verjährungsfrist - erstattet dann die 53-Jährige eine Selbstanzeige. Darin belastete sie auch ihren Mann (57), einen vorbestraften Kleinunternehmer aus Herne. Er sei derjenige, der einen damaligen Mitarbeiter (73) des Geschäfts überfallen habe.
Das Motiv für diese verblüffende Selbstbezichtigung liegt in Eheproblemen. Es gab auch Streit um den Unterhalt für den gemeinsamen Sohn (heute 22). Verteidiger Martin Gentz meinte: „Die Eheleute sind zwar Eheleute.“ Die Beziehung sei aber als „sehr streitbehaftet anzusehen“.
Eine gewisse Aussichtslosigkeit
Bereits 2008 war seine Mandantin in eine eigene Wohnung gezogen. „Er hat zwei-, dreimal gesagt, dass er den Sohn zusammenschlagen lässt“, sagte die Angeklagte über ihren Mann. Er habe Drohungen ausgestoßen. Und: „Ich sollte daran denken, was wir gemeinsam gemacht haben. Ich habe das auf die Sache mit dem Raub bezogen.“
Weil sie sich nicht länger bedrohen lassen wollte, ging sie im vorigen Jahr zur Justiz. Ihr Anwalt beschrieb ihre Gemütslage so: „Egal was mit mir passiert - ich muss das jetzt loswerden.“ Rache sei nicht ihr Motiv gewesen, sondern „eine gewisse Aussichtslosigkeit“.
„Bleiben Sie ruhig, oder ich schieße!“
Das Verbrechen passierte am Abend des 21. November 1991 an einem Geschäft an der Dorstener Straße. Der stellvertretende Filialeiter wollte die Tageseinnahmen wegbringen. In einer Tasche hatte er drei Geldbomben mit über 32.000 DM und Schecks über 4400 DM. Der Räuber bedrohte ihn mit einem angeblich scharfen Revolver und schlug ihn. „Das ist ein Überfall!“ soll er gesagt haben. „Bleiben Sie ruhig, oder ich schieße!“ Mit der Beute flüchtete der Täter.
Die Angeklagte behauptet, dass es ihr Mann gewesen sei. „Morgens sagte er mir, dass ich ihn abends fahren sollte. Auf der Fahrt hat er mir erklärt, dass er einem Wachmann die Tasche entreißen wollte und ich auf ihn warten sollte.“ Das habe sie auch getan. Die Beute soll er unter der Motorhaube des Autos versteckt haben, das seine Frau gefahren hatte.
Der angeklagte Ehemann schwieg zum Prozessauftakt zum Tatvorwurf. Beide hatten zur Tatzeit noch in Bochum gewohnt. In Kürze hört die 10. Strafkammer Zeugen, auch das damalige Opfer.