Bochum.. Über einen ganzen „Themenkanon“ soll bei Opel jetzt verhandelt werden, um den Autohersteller wieder in die Gewinnzone zu bringen. Die Belegschaft befürchtet weitere Einbußen, Opel erinnert jetzt an einen Passus im „Zukunftsvertrag 2015“, in dem eine Gesprächsverpflichtung für Anfang 2012 festgeschrieben sei, über weitere Arbeitnehmerbeiträge für die Jahre 2012 bis 2014 im Detail zu sprechen.
Das Jahr 2011 wollte Opel „mit einer schwarzen Null abschließen“, für 2012 erwarte man sogar einen „deutlichen Gewinn“. Mit diesen Worten wurde Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke noch im Juli 2011 zitiert. Doch es kam anders: Nach gutem Start im ersten Halbjahr blieb das dritte Quartal äußerst schwach, verhagelte die Bilanz. Noch in diesem Januar tagt der Aufsichtsrat, dann wird voraussichtlich das Jahresergebnis vorgelegt. Man ist auf ein dickes Minus eingestellt, war zu hören. Ein Milliardenverlust wird befürchtet. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum Opel jetzt erneut auf einen Finanzbeitrag ihrer Beschäftigten drängt, um die Firma zu sanieren. Das Management geht offenbar davon aus, dass der jährliche Beitrag für die Jahre 2012 bis 2014 wieder bei 177 Millionen Euro jährlich liegen werde. Nur über das Wie soll nun die Rede sein. So jedenfalls Opel-Sprecher Kroemer mit Hinweis auf eine Vereinbarung im so genannten Zukunftsvertrag 2015.
Das allerdings ist ein Geschöpf mit vielen Köpfen: Es gibt nämlich nicht nur einen, sondern im Grunde drei solcher Verträge. Der erste wurde als „Master Agreement“ abgeschlossen. Darin waren jede Menge Absprachen aufgelistet, wie man bei Opel sparen und weiter kommen wolle.
Neues Regelwerk für Absprachen
Um das juristisch sauber zu trennen, wurden die Absprachen, für die die IG Metall zuständig ist, dann in ein neues Regelwerk gegossen – in den „Tarifvertrag Zukunft Adam Opel GmbH“. Und für die Absprachen, für die der Betriebsrat zuständig ist, wurde eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen, die denselben Namen trägt: „Zukunft Adam Opel GmbH“.
Viele Vereinbarungen betrafen das Bochumer Opel-Werk: Darunter der Abbau von 1800 Stellen und der hälftige Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld für zunächst zwei Jahre. Im Gegenzug wurde Bochum die alleinige Produktion des neuen Zafira Tourer verbindlich zugesagt, auch die Verlängerung der Getriebeproduktion und der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis zum 1. Januar 2015.
"Opel weltweit verkaufen"
Später leisteten die Opelaner in allen deutschen Werken noch einen Nachschlag: Die Tariferhöhung von 2,7 Prozent zum 1. April 2011 wurde auf den Februar 2012 verschoben. Nach langem Gezerre verzichtete Opel auf die schon ausgesprochene Kündigung von über 80 Bochumer Mitarbeitern, die sich weigerten, nach Opel Rüsselsheim zu wechseln. In den vergangenen Tagen hatte auch der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel deutlich gemacht, dass seine Belegschaft schon unter Tarif arbeite und nichts mehr zu verschenken hätte: „Wir können nicht permanent unter Tarif arbeiten. So lösen wir das Problem nicht, indem die Belegschaften weiter verzichten.“
Einenkel forderte die Opel-Muttergesellschaft General Motors erneut auf, den Opel-Verkauf auch in den großen Märkten China, Indien und Brasilien zuzulassen, wie es VW tut, und den Vertrieb nicht weiter künstlich auf Europa zu beschränken: „Wir müssen Opel weltweit verkaufen.“
Ob zu dem „Themenkanon“, der jetzt bei Opel verhandelt wird, auch die Vergabe des Zuschlags für den Bau des neuen Astra ab 2015/16 zählen wird, ist noch offen. Dass GM/Opel-Werke in England, Polen und Rüsselsheim da schon mit Bewerbungen vorpreschten, ist im Bochumer Werk übel angekommen.