Da hat der ehemalige Zuhälter (27) aus Bochum aber nochmal Glück gehabt. Er hatte fast vier Jahre lang seine damalige Freundin (heute 26) mit massiven Drohungen auf den Strich geschickt und sexuell ausgebeutet, trotzdem kam er am Montag beim Schöffengericht mit 23 Monaten Haft auf Bewährung davon.

Außerdem muss er 100 Sozialstunden leisten und eine Drogentherapie machen. Zickt er dort herum, sind weitere 200 Sozialstunden fällig, warnte ihn der Richter. Auch der Staatsanwalt wollte kein Gefängnis: Er hatte zwei Jahre Haft auf Bewährung beantragt.

Der Täter war in einem ersten Gerichtstermin im Oktober 2008 derart mit Kokain zugedröhnt, dass der Richter ihn für ein paar Stunden einsperrte, damit er eine Zeugin nicht beeinflusste oder bedrohte. An diesem Montag nun aber, beim zweiten Anlauf, war er vor Gericht brav wie ein wohlerzogenes Kommunionkind.

Brutale Drohungen

Zur Tatzeit - Ende 2002 bis Mitte 2006 - war das Gegenteil der Fall: Sein Opfer hatte damals eine solide Arbeitsstelle im Gesundheitswesen. Doch mit der Liaison zu dem damaligen Freund begann ein ganz schlimmer Absturz. Der Mann, der gerade jahrelange Jugendhaft hinter hatte, drohte ihr mit Schlägen, wenn sie sich weigerte, sich für ihn zu prostituieren. Aus purer Angst arbeitete die Bochumerin in diversen Bordellen im Ruhrgebiet und auf dem Straßenstrich in Essen. Ihre Einnahmen musste sie fast komplett an ihn abgeben. Wenn sie wenig verdient hatte oder nicht für ihn anschaffen gehen wollte, wurde sie geschlagen und mit nicht druckreifen Worten beschimpft. Für den Fall, dass sie ihn verlassen wollte, drohte er, er werde ihr die Beine brechen, die Nase einschlagen oder sie verunstalten. Weil sie in ihrem bürgerlichen Beruf immer müde war, verlor sie ihre Angestellenstelle.

"Ich bereue zutiefst"

Anders als im ersten Prozess war der Täter jetzt voll geständig. „Ich bereue zutiefst.” Und: „Ich möchte mich beim Gericht entschuldigen für mein Verhalten.” Es wirkte so, als habe ihm sein Verteidiger genau eingeimpft, wie man bei Gericht gut Wetter macht. Einmal sagte er, er wolle sich jetzt für die Gesellschaft nützlich machen. Für Richter Dr. Axel Deutscher wirkte dieser Satz wie auswendig gelernt: „So ein pathetischer Satz wie aus der Gerichtsshow kommt hier gar nicht gut an.” Außerdem wurde der Mann wegen Diebstahls sowie mehrfachen Fahrens ohne Führerschein und unter Kokain verurteilt.

Jetzt will er den Pfad der Tugend beschreiten

Allerdings hatte der Angeklagte auch Pluspunkte auf seiner Seite, vor allem das rückhaltlose Geständnis. Außerdem waren die Taten lange her. Als die Verbindung längst zu Ende war, hatte sich das Opfer auch gar nicht selbst der Polizei anvertraut. Die Zuhälterei war durch einen Zufall ans Licht gekommen.

Der arbeitslose Täter will jetzt Abitur nachholen und studieren. Unklar ist, ob das nur Spinnerei ist. „So ganz trauen wir dem Braten nicht”, sagte der Richter mit höflicher Untertreibung. Und warnte: „Wenn wieder was passiert: Knast!”