Bochum.Der Bochumer Kunstverein geht mit dem neuen Vorsitzenden Prof. Richard Hoppe-Sailer ins Jubiläumsjahr. Eine große Ausstellung im Spätsommer im Museum ist geplant. Auf stabilen Strukturen soll der 1962 gegründete Verein verjüngt und aufgehellt werden.

„Der Kunstverein ist das Studio des Museums“. Diese Analogie zur Experimentierbühne eines Theaters benutzt Prof. Richard Hoppe-Sailer, seit diesem Jahr Vorsitzender des Bochumer Kunstvereins. Als Nachfolger des 25 Jahre amtierenden Dietrich Schöning hat er sich zum Ziel gesetzt, den Auftritt des gut 400-köpfigen Vereins aufzufrischen.

Gespräche mit dem Planetarium

„Im Ausstellungsbetrieb wird das aber nicht unbedingt zu merken sein“, sagt Hoppe-Sailer. Weiterhin werde der Verein vier Ausstellungen pro Jahr organisieren, Chefkurator bleibt dabei Reinhard Buskies, neu im Team sind aber die jungen Kunsthistorikerinnen Juniorprofessorin Anette Urban und Eva Wruck. Hauptausstellungsraum bleibt der Kunstvereinsraum im Haus Kemnade, jedoch sei man intensiv daran interessiert, „in die Stadt“ zu kommen. Derzeit liefen konstruktive Gespräche mit dem Planetarium. Es gehe aber nicht darum, „dort einfach Bilder aufzuhängen“, erläutert Hoppe-Sailer.

Positive Tendenzen in der Stadt

Nicht nur das Planetarium sei aber für den Kunstverein von Interesse, grundsätzlich wolle man in Zukunft nach interessanten Orten in der Stadt suchen, um sie zu bespielen. „Es gibt in dieser Hinsicht derzeit ja interessante Entwicklungen“, diagnostiziert der RUB-Professor für Kunstgeschichte. Überhaupt sieht der Kunsthistoriker, viele positive Entwicklungen und Tendenzen in der Kunstszene der Stadt. Dennoch ist er in Hinsicht auf die ökonomischen Perspektiven von Galerien in Bochum skeptisch. Als Mitbegründer der immer noch aktiven Galerie Januar in Langendreer (im Jahre 1980!) weiß er wovon er redet: „Dazu gehört viel Idealismus“.

Position zwischen Galerie und Museum

Zu den Veränderungen gehöre auch ein Aufhellen des Erscheinungsbildes des Vereins. Farbenfrohere Flyer gehören dazu, genauso wie ein Internet-Auftritt bei Facebook. Als „Der Verein für Gegenwartskunst in Bochum seit 1962“ wird der Kunstverein zukünftig schon vom Namen her offensiver auftreten. Und trägt dann schon im Namen jene Tradition, die 2012 zu feiern ist. Dem 50.Geburtstag im Februar folgt im Spätsommer/Herbst eine große Jubelschau im Museum. Diese wird „Bis hier“ heißen und 50 künstlerische Positionen zeigen. Nicht in chronologischer Anordnung, sondern mit Schwerpunkt auf neueren Entwicklungen. Damit soll die spezielle Position von Kunstvereinen diskutiert werden. Für Hoppe-Sailer nehmen sie eine Zwischenposition zwischen Galerie und Museum ein. Im besten Falle gelte: „Bei uns sehen Sie die Leute, die in fünf Jahren bei der Documenta in Kassel sind“.

Fluktuation auch wünschenswert

Gerne würde Hoppe-Sailer auch mehr jüngere Mitglieder gewinnen. „Arbeit mit zeitgenössischer Kunst ist auch eine Generationenfrage“, sagt er, allerdings darauf hinweisend, dass diese Meinung im Kollegenkreis nicht ganz unumstritten ist. Er plädiert auch dafür, um solche Mitglieder zu werben, die sich temporär - etwa während eines dreijährigen Studiums - im Verein engagieren. Explizit sei deshalb bei der Beitragserhöhung kürzlich die Mitgliedschaft für Studierende nicht angehoben worden. Fluktuation sei mittelfristig durchaus wünschenswert, solange die grundlegenden Strukturen stabil seien.

Das fünfzigste Jahr des Kunstvereins verspricht eines der interessantesten seines Bestehens zu werden.