Bochum. 1800 Menschen kamen in die Jahrhunderthalle um die Wise Guys zu sehen - und mitzusingen
Es war wieder eins dieser Konzerte, bei denen auch eine halbe Stunde nach Ende einem das Lächeln im Gesicht wie festgepappt klebenbleibt. Dabei lässt sich Unwissenden nur schwer erklären, warum die Musik der Wise Guys diesen Effekt hat. „Einfach gut“, lautete das lapidare Urteil der befragten Konzertbesucher, die am Samstag lieber in die Jahrhunderthalle gekommen waren anstatt das Lokalderby zu verfolgen.
Deutsche A-Capella-Musik, das klingt altbacken und langweilig. Die Musik, die die fünf Kölner Jungs machen, könnte davon jedoch nicht weiter entfernt sein. Wer zum Abrocken heiße Gitarrenriffs braucht oder tiefsinnige, melancholische Texte, ist hier zwar falsch. Wer sich aber gern instrumentenfreie, harmonische Musik anhört, mit Texten, die sich teils kritisch, teils ironisch oder lustig mit Themen aus dem Alltag beschäftigen, der ist hier genau richtig.
Richtige „Jungs“ sind die fünf eigentlich schon lange nicht mehr und ursprünglich aus Köln kommen inzwischen auch nur noch vier der fünf. Musikalisch sind die „Besserwisser“, so die freie Übersetzung des Bandnamens, jedoch nach wie vor Top, auch wenn bei eigentlich keinem Konzert mehr Witzeleien über das Alter – fast alle sind um die 40 inzwischen – fehlen.
Deutsche A-Capella-Musik ist hier das Gegenteil von altbacken
Da bei der aktuellen „Wunschtour“ die Fans im Internet zuvor abstimmen durften, welche Songs aus der langen Bandgeschichte sie beim Konzert hören wollten, erklangen an diesem Abend weitaus mehr Klassiker als sonst. Beliebte Songs wie der „Ohrwurm“ oder „Wo der Pfeffer wächst“ folgten aufeinander wie so rappige Songs wie „Hamlet“ aus dem letzten Album „Klassenfahrt“.
Zwar streute die Pop-Combo zwischendurch einige neue Lieder von der im April erscheinenden Platte ein. Es überwogen jedoch die Lieder, bei denen das Publikum mitsingen konnte – was es denn auch lauthals tat, und das nicht nur, wie man vermuten könnte, nur die Jungen. Opas, Enkel, Väter mit ihren Töchtern, Mittvierziger, egal wo hin man schaute, fast alle summten, sangen oder brummten mit. Auch einige der neueren Songs wie „Thank you for trävveling with the Deutsche Bahn“ waren so eingängig, dass bereits beim zweiten Refrain die halbe Halle mitsang.
So war die Stimmung entsprechend gut, als nach der Pause für zwei Songs die 16-jährige Jördis Tielsch mit ihrer Band auf die Bühne kam. Die junge Frau, die eine für ihr Alter überraschend volle rauchige Stimme besitzt, wird seit über einem Jahr von der Band gefördert. Die Wise Guys unterstützen sie auch beim Verfassen ihres neuen Albums (deutsch und englisch, mit Band) und hatten für die Show in Bochum einen gemeinsamen deutschen Song einstudiert. Jördis, so der erste Eindruck, ist ein vielversprechendes Talent, von der man in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch einiges hören wird.
Die Wise Guys treten am 17. Dezember in Essen in der Grugahalle auf. Es gibt noch Karten.