Ferienaktion im Kinder-Ambulanz-Zentrum kommt gut an.
Es sieht alles viel schlimmer aus als es ist. Zwar trägt jedes Kind einen Verband oder zumindest ein Pflaster, aber alle lachen und haben Spaß. Alles paletti, keiner ist verletzt. Die Erste-Hilfe-Aktion ist nur eine Übung – und ein Programmpunkt im Ferienprojekt für Kinder mit Behinderung, das derzeit im Kinder-Ambulanz-Zentrum neben der Kinderklinik läuft. Zehn Kinder zwischen 6 und 15 Jahren werden hier täglich betreut, von acht Uhr bis nachmittags, damit die Eltern weiter arbeiten und die Kinder eine schöne Ferienzeit erleben können. Initiiert wird das Ganze vom Verein Menschen(s)kinder, der auch Teile der Finanzierung übernimmt.
Verschiedene Behinderungen
Die Kinder haben unterschiedliche Handicaps. Einige sitzen im Rollstuhl, andere sind spastisch oder autistisch, manchen merkt man eine Beeinträchtigung kaum an. „Obwohl sie so verschieden sind, funktioniert das Miteinander super”, sagt die pädagogische Leiterin Bettina Doberstein. Zum dritten Mal findet die Ferienaktion bereits statt – „weil sie so gut ankommt”, sagt Diana Stricker von Menschen(s)kinder. Erstmals bleiben die Kinder in diesen Ferien bis nachmittags, das heißt: Mittags wird zusammen gekocht, jeder hilft, so gut er kann. Was bei manchen sehr wenig ist, weil sie schon genug mit sich selbst und ihrer Behinderung zu tun haben. „Für Kinder mit Handicap gibt es kaum Möglichkeiten, die Freizeit selbst zu gestalten. Man kann ihnen nicht sagen: Steig' doch mal in den Bus und besuche einen Freund”, sagt Bettina Doberstein. Entsprechend froh seien die Eltern, dass sie ihre Kinder hier, im Kinder-Ambulanz-Zentrum, gut aufgehoben wissen.
Morgens Tierpark, nachmittags Erste Hilfe
Das Ferienprogramm verbindet Unterhaltsames mit Nützlichem. Gestern zum Beispiel. Morgens Tiere im Tierpark angucken und besonders die dicken Robben toll finden, nachmittags von Kinderkrankenschwester Manuela Bennauer aus der Kinderklinik Pflaster- und Verbandswechsel lernen. Tim (9) hatte sein „Unfallopfer” schnell gefunden: Er rettete einer plüschigen Tigerente womöglich das Leben, indem er ihren Entenbauch mit einer strammen Mullbinde nahezu so sicher wie ein Ersthelfer versorgte.
Rot aufgemalte Farbkleckse
Andere Kinder ließen lieber ihre eigenen Wunden, dramatisch rot aufgemalte Farbkleckse auf Armen und Beinen, fachgerecht verarzten. Krankenschwester Bennauer hatte schnell festgestellt, dass sie es hier mit ganz besonderen Kindern zu tun hatte: „Vieles mache ich aus dem Bauch heraus. Unser Erste-Hilfe-Kurs-Konzept dient nur als Leitfaden. Man muss spüren, welche Kinder für was aufnahmebereit sind.”
Unterstützt wird die Ferienaktion von vier Praktikantinnen, die Sozialarbeit oder Lehramt studieren und die Kinder teilweise schon vorher kannten. „So können wir auf die verschiedenen Bedürfnisse eingehen”, sagt Bettina Doberstein. Wenn ein Kind gerne nach draußen möchte, ein anderes gewickelt werden muss und das nächste kuscheln will.
Auch in den nächsten Ferien soll es Projekte für Kinder mit Handicap geben, die der Verein Menschen(s)kinder organisiert. Für diese Aktionen und für andere Angebote werden noch Sponsoren gesucht. Auch über eine Eismaschine, die dann in den Sommerferien eingesetzt würde, wäre der Verein dankbar. Infos zum Verein im Internet