Bochum.

Die kleine Hexe ist mit 127 Jahren zu jung für das Hexenfest der Walpurgisnacht. Bevor sie trotzdem mitfeiern darf, muss sie sich beweisen: Wenn sie eine gute Hexe geworden ist, darf sie mit zum Blocksberg. Also lernt sie das Hexenbuch auswendig, hext nur Gutes und hilft: den armen Holzweiblein, dem Maronimann mit seinem Schnupfen, den Kindern mit dem Schneemann… Aber wie hätte sie wissen sollen, dass das bei den großen Hexen gar nicht gut ankommen? Dass eine gute Hexe nur Böses hexen darf? Nun soll sie bestraft werden. Aber das lässt sich die kleine Hexe nicht bieten. In dieser Walpurgisnacht sollen die Alten ihr blaues Wunder erleben!

Otfried Preußlers liebenswürdige Geschichte ist seit ihrem Erscheinen 1957 in vielen Kinderzimmern heimisch geworden. Regisseur Henner Kallmeyer verlässt sich aber nicht auf den Bekanntheitsgrad, sondern erzählt alles ganz von vorne und bis zum glücklichen Ende. Und zwar mit allen Mitteln, die das Illusionstheater zu bieten hat: es knallt und raucht und brodelt und zischt. Detailverliebt die Drehbühne von Franziska Gebhardt – von der knuffigen Wohnstube der kleinen Hexe über den Krämerladen bis zum Blocksberg, ein Felsmassiv, das durch ein Tuch in eine Schneelandschaft verwandelt wird, ist alles super-stimmig. Aus dem Bühnenhimmel fallen Schnee und Zauberstaub, und - kaum zu glauben - die kleine Hexe kann wirklich fliegen! Ebenso fantasievoll sind die Kostüme (Silke Rekort), wobei die bösen Hexen echt fies aussehen und die kleine Hexe wie eine Mischung aus Berliner Göre und Pippi Langstrumpf daher kommt. Dazu passt, dass das Ganze als flottes Musical aufgezogen ist, den schmissigen Soundtrack besorgte Burkhard Niggemeier.

Die Aufführung dauert zwei Stunden, aber die vergehen wie im Flug. Das liegt vor allem an den Schauspielern, die sich in ihre Rollen werfen und sie mit sichtlichem Spaß auskosten. Jost Grix als staksiger Rabe Abraxas (der sogar krähen kann!), Veronika Nickl als schäbige Muhme Rumpumpel, Michael Schütz als Maroni-Mann, Matthias Eberle als Oberförster, Barbara Hirt als Vroni – alle sind sie klasse! Aber am Ende doch im Schatten von Friederike Becht, die wirkt, als habe sie sich die Hauptrolle gar nicht groß anlernen müssen. Sie spielt sie nicht, sie IST die kleine Hexe!

Übrigens: Wem die Inszenierung bekannt vorkommen sollte – richtig! Die Bochumer „Hexe“ ist eine Neuauflage derselben Aufführung, die 2009 am Grillo-Theater Essen auf die Bühne gehext wurde.

Wie jedes Jahr, ist die Kinder- und Jugendproduktion des Schauspielhauses stark gefragt, die Vorstellungen sind oft ausverkauft. Für folgende Vorstellungen der „Kleinen Hexe“ gibt es noch Karten: 27. November, 12 u. 17 Uhr, 4. Dezember, 12. u. 16 Uhr, 6. Dezember, 16 Uhr, 11. Dezember, 11 u. 16 Uhr, 18. Dezember, 12 u. 16 Uhr, 23. Dezember, 17 Uhr, 25. Dezember, 17 Uhr. Die Vorjahresproduktion „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ hat am 8. Dezember, 10 Uhr, Wiederaufnahme und ist auch am 20. Dezember (11 u. 16 h) zu sehen.
Tickets: Tel. 0234/3333-5555.