Einige Monate früher als erwartet haben jetzt im äußersten Stadtnorden die Arbeiten für das erste Bochumer Groß-Windrad begonnen. Ein Hamburger Unternehmen rammt 36 Betonsäulen in den Acker. Eigner und Betreiber der Energieanlage sind fünf Landwirte aus Niedersachsen.
Rumms, macht es und der Boden des Maisfeldes vibriert. Rumms, noch ein-, zwei-, dreißig- und hundertmal. Dann, etwa sechs Minuten später, guckt der Kopf des 15 Meter langen Betonträgers nur noch ein Stückchen aus dem Feld. Und der Mann im Leitstand der 100-Tonnen-Ramme nimmt schon den nächsten Klotz an den Haken seines 31-Meter-Baumes.
Vor fünf Jahren erstmals angekündigt, hat nun tatsächlich der Bau des ersten Großwindrades in Bochum begonnen. Aus dem ostfriesischen Enercon-Werk Aurich kommt die Mühle, läuft nach Angaben des Unternehmenssprechers Christian Meyer weltweit bereits mit 1100 Exemplaren - und soll etwa Anfang Juni fertig montiert sein. Aber bis dahin ist es noch ein gutes Stück.
Für die (Rotorblätter eingeschlossen) 149 Meter hohe Anlage muss nämlich erst einmal der Untergrund vorbereitet werden: 36 Betonpfähle rammt das Hamburger Unternehmen „Pfahlgründung-Centrum” innerhalb weniger Tage in kreisförmiger Anordnung ein - und die Platzierung muss auf den Zentimeter stimmen. „Handmann” Axel Höft sorgt dafür, dirigiert den Kollegen im Rammen-Führerstand an die Bodenmarkierungen, der wiederum checkt von dort aus den Neigungswinkel des Hammerbaumes: Abwechselnd werden die Betonsäulen schräg nach außen und dann wieder schräg nach innen eingerammt.
Neben dem 100-Tonnen-Ungetüm brennen Holzreste. Weswegen müssen die beiden Spezialisten denn jetzt auch noch Feuerchen machen? Höft grinst über die Ahnungslosigkeit des Reporters: „Tjaaa”, sagt er, „das ist das Holz.” Klar, sieht man, dass da Holz brennt, bloß nicht, warum. „Mensch, das Holz ist doch der Puffer. Wenn das Neun-Tonnen-Hammergewicht direkt auf den Beton knallen würde, wäre der Pfahl doch sofort kaputt. Also schlägt er auf das Holz, das so erst mal sein Wasser verliert. Aber irgendwann ist kein Wasser mehr da und das Holz wird so heiß, dass es von allein anfängt zu brennen.” Aha.
Oben im nördlichsten Zipfel von Bochum und Gerthe geht an diesem Frühlingstag ein leichter Wind. Den wird es später, ab Juni auch brauchen, damit die Windanlage ins berechnete Plus kommt. Bochum ist zwar ein lukrativer Standort - aber eben kein herausragender, wie man ihn an oder gar vor der Küste findet. Da hilft es, dass sich die Betreiber, das Landwirte-Kollektiv „Godewind” aus Burgdorf in Niedersachsen, für ein Modell mit verstellbaren Rotorflügeln entschieden haben. Das kostet zwar auch 2,2 Mio Euro, nutzt aber dafür schwächeren Wind gut aus. „Und den stärkeren auch”, ergänzt Firmensprecher Meyer, „denn wo andere Anlagen bei Sturm schon angehalten werden müssen, kann unsere E-82 noch langsam weiterlaufen.”
Inzwischen ist Pfeiler Nummer 16 im Boden fast verschwunden. Die gelb-schwarze Ramme schwenkt auf das Pfahllager zu, Axel Höft klinkt das Stahlseil ein, Nummer 17 schwingt sich langsam in die Höhe. Höft schaut noch einmal in die Runde, bevor er zufrieden feststellt: „Mittwochabend sind wir fertig hier.”
Dann wird die Bodenplatte angeschlossen, Mitte Mai soll der über 100 Meter hohe Turm errichtet werden, ab Kalenderwoche 24 (in der zweiten Juniwoche) will Enercon Generator und Rotor montieren. Die Schaulustigen am Maisfeldrand wird's freuen: Den Aufbau eines riesigen Windrades erlebt man nicht jeden Tag.