Bochum. Mit den Straßen dieser Stadt ist es wie mit der wahren, der ewigen Liebe, jedermann sehnt sich danach, die wenigsten bekommen sie. Die Autofahrer sehnen sich (meist) nach satt grünen Wellen, glattem Asphalt und sich selbst als einzigen Verkehrsteilnehmer weit und breit.

Die Fußgänger schauen sich um, und wer in Bochum mit dem Rad unterwegs ist, dürfte die Straßen beinahe als feindliches Ding fürchten.

Doch ganz ernsthaft. Ich habe in dieser Stadt – das bringt allein der Journalistenberuf so mit sich – schon so manche Straße erlebt. Meine persönliche Lieblingsstraße ist die Straße „Auf dem Kalwes“. Für mich die Straße mit dem größten Aha-Effekt. Wer im Technologiequartier startet, erlebt eine Zeitreise rückwärts, von Hightech bis zum wundervollen Blick ins idyllische Ruhrtal – auch für Radler geeignet.

Einen völlig anderen Eindruck gibt die Alleestraße, Essener Straße, Wattenscheider Hellweg. Die Fahrt von Osten nach Westen in der Abenddämmerung ist für mich jedes Mal ein Erlebnis, Industrie-Kulisse, bis zur landwirtschaftlichen Welt in Sevinghausen kurz vor der Essener Stadtgrenze. Zwei Beispiele nur.

Ich glaube, Straßen sind ein Stück Heimat, können für jeden Einzelnen einen Film, vielleicht sogar den Film des eigenen Lebens zum Abspulen bringen. Wer sich erinnert, an welcher Straßenecke es einst zum ersten Kuss kam, wo Opa zum ersten Mal seinen VW-Käfer abwürgte, oder vielleicht die Straße wo das Geburtshaus stand oder immer noch steht ...