Bochum. „Psyche und Sexualität“ stehen im Blickpunkt des WAZ-Medizin-Dialogs am 15. November. Ab sofort sind Anmeldungen möglich.

Sex regiert die Welt? Nicht ganz. Im Gegensatz zur Tierwelt wird das Geschlechtsleben des Homo sapiens nicht allein von Instinkten geleitet. Gleichwohl: „Das Grundbedürfnis nach Sexualität ist für Männer und Frauen enorm wichtig – und Störungen um so folgenschwerer“, weiß Prof. Dr. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums. Beim WAZ-Medizin-Dialog am Dienstag, 15. November, beleuchtet er mit drei Kollegen das nicht immer einfache Zusammenwirken von „Psyche und Sexualität“.

Körper und Seele als gesunde Einheit, die in einem befriedigenden, genuss- und lustvollen Sexualleben und einer harmonischen Partnerschaft ihren Ausdruck findet: „Wem dieses Wechselspiel gelingt, darf nicht nur Glückshormone genießen, sondern ist psychisch für alle Lebensbereiche im Gleichgewicht“, berichtet Prof. Juckel. Doch allzu oft wird die Lust zum Frust – mit schwerwiegenden Konsequenzen. „Ohne Sex leidet die Beziehungs- und Arbeitsfähigkeit ebenso wie das Erleben in der Freizeit. Stimmung, Antrieb, Konzentration etc. werden beeinträchtigt. Wenn es zu keiner Lösung, etwa einer Partnerschaft, kommt, können daraus durchaus psychische Reaktionen wie Neurosen entstehen“, so Prof. Juckel.

Drohendes Unheil

Anderseits können psychische Erkrankungen, wie eine Depression, die Sexualität massiv stören. Prof. Juckel: „Wem der Alltag ohnehin grau in grau erscheint, hat auf Sex erst recht keine Lust.“ Das sexuelle Verlangen (Libido) schwindet. Medikamente, in der Regel Psychopharmaka, können bei Männern zur Impotenz und bei Frauen zur Frigidität führen.

Der Psychiater Dr. Stefan Bender, Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Marsberg, ist Mitautor einer Fachstudie. Darin wurde u.a. ermittelt, dass über 70 Prozent aller Patienten, die regelmäßig Antidepressiva schlucken, unter sexuellen Funktionsstörungen leiden. Beim WAZ-Forum wird er u.a. einen Fragebogen vorstellen, der Hinweise auf drohendes Unheil geben soll.

Abweichendes Sexualverhalten

Auch körperliche Krankheiten führen zu Problemen im Bett. Über die Häufigkeit und Ursachen, mögliche diagnostische Maßnahmen und Therapien von sexuellen Funktionsstörungen beim Mann und Frau berichtet am 15. November allgemeinverständlich Dr. Jüri Palisaar, Urologe am Marienhospital Herne II.

Ein ebenso spannendes wie sensibles Gebiet sexueller Spielarten beleuchtet zum Abschluss Dr. Knut Hoffmann. Der stellvertretende Ärztliche Direktor des LWL-Klinikums widmet sich dem „abweichenden Sexualverhalten“, landläufig auch Perversionen genannt. „Das Thema unterliegt einem erheblichen gesellschaftlichen Wandel. Als Beispiel sei die Homosexualität angeführt, die bis zur großen Strafrechtsreform von 1969 verboten war“, betont Dr. Hoffmann. Wer von der „Norm“ abweicht, leide nur selten unter seelische Störungen. „Dementsprechend kommt nur ein sehr kleiner Teil dieser Menschen in psychiatrische Behandlung.“ Dies schließe auch den so genannten Maßregelvollzug ein. So werden nur ca. zehn Prozent aller pädophilen Straftäter in diesem Rahmen behandelt, 90 Prozent befinden sich in normalen Haftanstalten.

Verbindliche Anmeldungen

„Wer etwas für seine Sexualität tun will, erfährt beim WAZ-Medizinforum wichtige Hilfestellungen“, wirbt Prof. Juckel. Beginn ist um 19 Uhr. Danach sind der Abend und die Nacht noch lang...

Die Teilnahme am WAZ-Medizin-Dialog ist wie immer kostenlos. Weil die Plätze im LWL-Tagungsraum begrenzt sind, bitten wir aber um verbindliche Anmeldungen mit Angabe der teilnehmenden Personen unter der Rufnummer 0180 240 40 72.

Moderator des Abends ist der Leiter der WAZ-Redaktion Bochum, Thomas Schmitt. Er bietet den Besuchern an der Alexandrinenstraße nach den einzelnen Vorträgen die Möglichkeit, individuelle Fragen an die vier Fachärzte zu stellen.

Alle Referenten stehen auch bei einem offenen Ausklang für Fragen und Gespräche zur Verfügung. Motto: „Medizin zum Anfassen.“ Dabei können sich unsere Leser mit Getränken und einem Imbiss stärken.