Bochum..

Über 240 mal gibt es die Heilige Familie zu sehen. Über 240 mal liegt das Jesuskindchen im Heu, stehen Maria und Josef andächtig neben der Krippe. Manchmal leuchtet über ihnen der wegweisende Komet. Die Könige knien, die Hirten beten. Die Szenerie der Weihnachtsgeschichte ist weltbekannt: Aus über 55 verschiedenen Ländern stammen die Exponate, die bei den diesjährigen Bochumer Krippentagen (vom 5. November bis 22. Dezember 2011) ausgestellt werden.

Ob Glaskristall, Stofftier mit „Knopf im Ohr“ oder lebensgroße Holzfigur: trotz der gemeinsamen Grundlage der biblischen Erzählung ist die künstlerische Darstellungsvielfalt der einzelnen Krippen mindestens genauso groß wie die Unterschiedlichkeit ihrer Materialien. An jedem der rund 240 Ausstellungsstücke haftet eine eigene Geschichte, die Manfred Lipienski den geladenen Besuchern - darunter auch Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz - am Wochenende zur feierlichen Eröffnung gewohnt anekdotenreich vortrug.

Stolz führte der ausgebildete Krippenbaumeister durch die drei kleinen Museumsräume an der Eiberger Straße in Dahlhausen. Den „Krippenpapst“ nennt man Manfred Lipienski seit etwa 21 Jahren liebevoll in Volksmund. Begonnen hatte alles 1990: Damals musste Manfred Lipienski nach schwerer Krankheit seinen Beruf niedergelegen und fand Zeit für einen lang gehegten Wunsch: mit Holz und Schnitzmesser seine erste Krippe gefertigt. Kurz drauf bildete er mit gleichgesinnten Freunden eine Gruppe. Stilecht am Heiligabend des Jahres 1993 beschlossen sie gemeinsam, das Hobby zur Berufung zu machen und gründeten den „Ersten Bochumer Krippenverein“.

In diesem Jahr feiert der Verein sein 18-jähriges Bestehen und freut sich, die traditionellen „Krippentage“ mit einigen neuen Exponaten eröffnen zu können. Lipienskis ganzer Stolz ist „die Krippe mit dem Buchenzweig“, die ursprünglich zum Redemptoristen-Kloster am Imbuschplatz gehörte. Nach der Auflösung des Klosters scheuten Manfred Lipienski und seine Frau Rosemarie keine Kosten und Mühen, um die drei lebensgroßen Holzfiguren mit den beweglichen Gelenken in Bochum behalten zu dürfen.

Die Redemptoristen-Patres gaben gerne ihre Einwilligung. Doch bevor die Heilige Familie in die Museumsräume einziehen konnte, mussten Maria, Josef und das Jesuskind einiges über sich ergehen lassen: „Die Köpfe Hände und Füße aus handgeschnitztem Ahornholz waren komplett erhalten. Doch der restliche Korpus war von Holzwürmern zerfressen“, erklärte Lipienski bei seiner Führung. „Wir haben die Figuren in Dortmund komplett ausräuchern lassen müssen und hinterher die Löcher einzeln gestopft.“ Er habe bei der mühsamen Arbeit genau mitgezählt: „1401 Löcher waren es insgesamt.“

Doch die zeitintensive Restauration lohnte: Anmutig stehen die drei Figuren jetzt als Herzstück im ersten Ausstellungsraum und ziehen mit ihrer Größe und liebenswürdigen Schlichtheit die Blicke der Besucher auf sich.