Bochum. .

Allerheiligen - und damit verbunden das katholische Totenfest „Allerseelen“ - steht kurz vor der Tür. Doch nicht nur Katholiken zog es in Vorbereitung auf die Gräbersegnung und die Feiertagsandacht an diesem Wochenende auf den Friedhöfen. Auch viele Protestanten nutzten das sonnige Herbstwetter, um die Gräber der verstorbenen Familienmitglieder auf die Winterzeit vorzubereiten.

Wie vielerorts galt auch auf dem Hauptfriedhof am Freigrafendamm dabei in Sachen Grabpflege: Stil und Schönheit liegen im Auge des Betrachters. An Gräber mit aufwendigen Marmorplatten und edel verzierten Grabsteinen grenzen teils unkrautüberwucherte Parzellen mit vertrocknetem Löwenzahn. Nicht jeder Hinterbliebene scheint über das Jahr hinweg die Zeit und Mittel für die mitunter kostspielige Gestaltung und Pflege zu finden. Doch die bevorstehenden Feierlichkeiten geben vielen Bochumern einen erneuten Anlass zum Gedenken.

Janina Bock kam am Wochenende aus diesem Grund gemeinsam mit ihrer Mutter auf den Zentralfriedhof. Beide sind regelmäßige Besucherinnen am Grab des Familienvaters und Ehemanns. „Aber speziell für Allerheiligen wollen wir jetzt noch einmal alles schön herrichten“, erzählt Janina Bock. Schwer bepackt mit Eimern und Lappen, Kerzen und frischen Gestecken, machen sich die Frauen an die Arbeit. Auch das Urnengrab der Großmutter soll in neuem Glanz erstrahlen. „Dafür wollen wir jetzt noch einmal alle Platten und Grabsteine abwaschen, und zum Schluss die Gestecke mit Tannengrün anbringen“, erklärt Mutter Angelika Hansen. „Wenn wir dann zu Allerheiligen wiederkommen, soll alles schön und ordentlich aussehen.“

Entsprechend der Jahreszeit hergerichtet

Deutlich mehr Arbeit mit der Grabpflege hat Magdalena Rozyneck, die sich um die Familiengruft ihrer Eltern kümmert. Ein schlichter Stein und kleinere Büsche zieren das naturbelassene Grab, das sich optisch an den Charme der Tannenallee am Hauptfriedhof anpasst. „Mir ist es wichtig, dass es der Jahreszeit entsprechend hergerichtet ist“, sagt Magdalena Rozyneck. „Aber ich mag es auch nicht, wenn es so überkandidelt aussieht.“ Statt großer Kränze und Gestecke verteile sie lieber kleinere Tannenzweige. „Am Feiertag komme ich dann mit der Verwandtschaft wieder her, um gemeinsam ein Lichtchen aufzustellen – das ist bei uns so Tradition.“

Mit Gärtnerausrüstung und Gießkanne ist unterdessen auch eine andere Friedhofsbesucherin auf dem Weg zur Grabstätte ihres verstorbenen Ehemannes. „Als Protestantin feiere ich ja eigentlich den Reformationstag“, sagt sie. Zu diesem Anlass lege sie gemeinsam mit ihrem Sohn ein neues Gesteck nieder. „Eigentlich ist es ja ein katholischer Brauch, zu Allerheiligen eine Kerze anzuzünden“, sagt sie. „Ich finde das aber sehr schön und habe das für mich übernommen – dann ist mein Mann hier nicht so alleine.“