Familie Kutschka durchquerte drei Monate lang die USA
Sabine Vogt
Dass Lasse Sand lecker findet, mag nur bis zu dem Zusatz verblüffen, dass er erst ein Jahr alt ist. Dass der kleine Bochumer aber den Sand vom Malibu-Strand mampft, lüftet mehr als nur eine Ferienepisode. Die Familie Kutschka aus Linden hat zwei Jahresurlaube zusammengelegt und reiste drei Monate quer durch den Süden der USA. Mit zwei Kleinkindern und kleinem Wohnmobil.
Alle Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen teilten Christoph (33), Kristina (32), Silas (3) und Lasse (1) während der zeit mit der Familie und Freunden daheim per Homepage. „Jeden Abend schrieben wir eine Art Reisetagebuch und stellten die aktuellen Fotos ein.” Die Lieben daheim waren also täglich auf Ballhöhe.
Der Feuerwehrmann mit 24-Stunden-Dienst traf mit seinem Wunsch auf flexible Vorgesetzte. Allerdings konnte er nicht die Hauptreisezeit wählen, weil er sonst zu viele Kollegen blickiert hätte. „Wir wollten schon lange einmal einen langen Trip machen und hatten zunächst Australien auserkoren. Doch mit zwei kleinen Kindern war uns das zu riskant.” Die USA biete dagegen eine Infrastruktur, bei der im Ernstfall Ärzte und Krankenhäuser immer erreichbar sind. Vorab: Ein Ernstfall trat nicht ein. Ein wenig kannten die Eheleute Kutschka schon von den USA, indes bislang nur die Ostküste. So starteten die vier am letzten Tag des vergangenen Jahres und kamen zur tieften Winterzeit im warmen Florida an. „In Deutschland hatten wir bereits das Wohnmobil und die Flüge gebucht und grob die Route festgelegt”, sagt Kristina Kutschka. Doch eigentlich gab's nur eine Beschränkung: Der Rückflug startete am 22. März von Las Vegas aus.
Nach dem schönen Florida-Frühling, der alle Daheimgebliebenen neidisch machen musste (25 Grad konstant), holte die Bochumer dann aber doch noch eine Ahnung von Winter ein. Ab Zentralflorida wurd's kälter. In Texas gab's Minustemperaturen, „da sind uns sogar die Wasserleitungen im Wohnmobil eingefroren”. Nachts, so erinnern sich die Globetrotter, war's oft kalt, doch tagsüber gab's zumeist zweistellige Werte.
„Das ist auch der Grund, warum so viele Kanadier und Nordamerikaner im Süden des Landes überwintern. Die werden Snow Birds genannt”, so Kristina Kutschka. Jene Schneevögel, zumeist älteren Semesters, knüpften überaus gern Kontakt zu den Germans auf den Campingplätzen. „Wir waren die Jüngsten, dazu noch mit Kindern - ein hervorragender Eisbrecher.” Überhaupt erinnert sich Kristina gern an die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen, denen sie während ihres Trips begegneten. Natürlich beschränkten sich die Kontakte auf kurze Gespräche an der Supermarktkasse oder am Campingmobil.
Was die Kutschkas am meisten beeindruckt hat? Bei dieser Frage übertreffen sich die Eltern gegenseitig: Gran Canyon, Joshua Tree Nationalpark, Los Angeles, historische Abschnitte der Route 66, Higway No. 1, Death Valley, Everglades. Und New Orleans: „Dort sahen wir noch viele Schäden des Hurricans Kathrina. Oft sind zerstörte Häuser einfach von den Menschen verlassen worden, die nicht mehr instand gesetzt werden”, erzählt der Feuerwehrmann.
Etwa 10 000 Kilometer legte die Familie während der drei Monate zurück, durchquerte neun Bundesstaaten und vier Zeitzonen. Dabei sei das Fahren dort - selbst mit einem behäbigen Wohnmobil - wesentlich entspannter als zu Hause.
Das aber ist nicht der Grund für den Namen der Homepage, „entspanntes feiern”. „Ich wollte mich ursprünglich als Partyanbieter selbstständig machen und richtete mir die Seite ein. Dann kam unser zweiter Sohn, die Idee lag auf Eis, doch die Adresse habe ich behalten.”
Vorbereitungen wurden noch von Bochum aus getroffen, damit jeden Abend der vergangene Tag beschrieben werden konnte, um den Kontakt zu halten. „Die Resonanz war enorm: Wir hatten 19 000 Klicks - nur von Freunden und der Familie.” Rund 3800 Fotos hat Christoph Kutschka während der Reise gemacht, die werden jetzt erst nach und nach ausgewertet.