Bochum. In Bochum soll künftig internationale Technologie für die Energiegewinnung aus der Erde entwickelt werden. Am Wochenende tagt außerdem der Bundeskongress für Geothermie in der Stadt.
„Wir haben den Anspruch, Bochum zum nationalen Zentrum für Geothermie zu machen.” Dr. Patrick Dufour von der Wirtschaftsförderung sieht günstige Voraussetzungen in der Stadt, in der auf Kompetenzen der bergbaunahmen Industrie zurückgegriffen werden kann.
Die Energieagentur NRW hat hier ihr Geothermiezentrum eingerichtet, in Bochum soll internationale Technologie für die Energiegewinnung aus der Erde entwickelt werden. Vor diesem Hintergrund findet zum zweiten Mal nach 2007 der Geothermie-Bundeskongress in Bochum statt (17. bis 19. November im Ruhrkongress).
Bochum nutzt die Technik bereits
„Wir haben nicht nur die Idee, sondern auch geothermische Nutzung in Bochum”, sagt Dufour, und zählt auf: das Baugebiet Seven Stones (39 000 Quadratmeter entlang der Unistraße für Büro- und Wohnnutzung) mit der neuen Polizeiwache Südost, das Exzenterhaus, ebenfalls an der Universitätsstraße soll auch mit Erdwärme beheizt werden, das Stadtwerkehaus. Überdies haben die Stadtwerke eine Stiftungsprofessur an der Hochschule Bochum eingerichtet.
In Gerthe-Süd, wo Vaillant mit zehn Mitarbeitern begonnen hat, sein Geojetting-Verfahren zur Erschließung von Erdwärme weiterentwickelt; eine neue Gesellschaft des Unternehmens hat ein Joint Venture mit dem Geothermiezentrum der Hochschule gebildet. Das Gelände des alten Straßendepots soll, so erklärte Prof. Rolf Bracke vom Geothermiezentrum Bochum, soll zu einem Schwerpunkt für Erdwärme ausgebaut werden. „Zwei weitere Ansiedlungen von Industriepartnern sind geplant.”
Geothermie erlebe einen Boom in der Anwendung, beteuert Prof. Horst Rüter vom Bundesverband. Während des dreitägigen Kongresses soll das gesamte Spektrum thematisiert werden. Nicht nur Fachpublikum, sondern auch Verbraucher seien angesprochen, für die begleitend eine Fachmesse (18./19. November) mit 50 Ausstellern kostenlos angeboten wird. Parallel soll es wieder eine Schüleruni geben; gerechnet wird mit 250 Teilnehmern aus den Oberstufen der Gymnasien.
Energieagentur NRW koordiniert den Technologietransfer
Die Energieagentur NRW, die das Geothermiezentrum in Bochum einrichtete, koordiniert den Technologietransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, will die Hochschulen enger verzahnen mit Blick auf Arbeitsplätze, Neuansiedlungen und Existenzgründungen. Elf Millionen Euro hat das Land für die Großversuchsanlage Geo-Technikum auf dem Campus der Hochschule gegeben.
Das Potenzial sei also durchaus vorhanden, wie Prof. Bracke versichert: „Die Branche erwacht aus dem Dornröschenschlaf”. Bochum sei Entwicklungsplatz für Unternehmen, die aus der Kohlegewinnung heraus neue Technologien für die Erdwärmegewinnung entwickeln. Denn noch klaffe bei der Geothermie eine enorme Diskrepanz zwischen dem, was gemacht wird und den Potenzialen dieser erneuerbaren Energie.