„Besonders Wertlos“. So lautet schon immer der Untertitel eines sehr besonderen Filmfestivals, das ab heute für drei Tage ziemlich wilde Welten auf Zelluloid ins Endstation Kino in Langendreer bringt. Zum 13. Mal gibt es dort das „Festival des deutschen psychotronischen Films“
Besonders wertlos bezieht sich auf das Prädikat „Besonders wertvoll“, das die Filmbewertung Wiesbaden verleiht. Hier im Kino am Wallbaumweg sind vor allem Filme zu sehen, für die derartige Prädikate auf den ersten Blick nicht in Frage kommen. Und so kamen in den letzten Jahren viele Filme zur Aufführung, die heute nur wenig Lobby haben: kostengünstig produzierte Genrefilme aus den Bereichen Splatter und Horror sowie und alle Formen von Exploitation der 60er-, 70er- und 80er-Jahre. Der Exploitationfilm vereint solche Werke, die durch reißerische Darstellung von Extremen, auf den Zuschauer affektiv wirkt. Filme, die auch mal an die Gurgel gehen.
Diesmal große Spannweite
Doch darauf beschränken sich die Macher nicht, sondern bringen diesmal sieben Filme und ein Kurzfilmprogramm von großer Spannweite.
Heute, 27. Oktober, eröffnet das Festival um 17.45 Uhr mit „Tanz auf dem Vulkan“, einem Dokumentarfilm des Bochumer Regiekollektivs Videotie aus dem Jahr 1987. Der Film zeigt die Bochumer Hausbesetzerszene rund um das ehemalige Heusnerviertel. Im Anschluss können die Zuseher mit den Machern tief in die Stadtgeschichte eintauchen.
“Vier Schlüssel“ (1966) von Jürgen Roland folgt um 19.30 Uhr. Ein dicht inszeniertes und hochkomplexes True Crime-Drama, angekündigt als „Juwel des deutschen Kriminalfilms“. Der Großstadtthriller „Alpha City - Abgerechnet wird nachts“ von Eckhart Schmidt aus dem Jahr 1985 schließt den ersten Tag ab.
Bochumer Erstaufführung
Einer Bochumer Erstaufführung dann Freitag, 28. Oktober, 17.45 Uhr: „Rockabilly Ruhrpott“ von Claudia Bach ist ein liebevoller Insiderblick auf eine der ältesten Subkulturen Deutschlands, hier auf die tollen Tollen im Ruhrgebiet.
Um 19.30 Uhr folgt dann, filmhistorisch sehr wenig wertlos, eines der Meisterwerke deutschen Filmschaffens. „M - Eine Stadt sucht einen Mörder“ von Fritz Lang. Peter Lorre ist in diesem Thriller aus dem Jahr 1931 ein Mörder, den der Zuschauer nicht so schnell vergisst.
Dem steht in der Spätvorstellung (22 Uhr) dann wieder echter Trash mit reichlich Exploitation gegenüber: „Hurra wir werden aufgeklärt!“ (1989) von Reginald Puhl ist eine Zusammenstellung aus Aufklärungsfilmen der 60er und 70er Jahre.
Winnetou und Old Shatterhand
Nach dem Kurzfilmprogramm am Samstag, 30. Oktober, 17.30 Uhr, wird um 19.30 Uhr eine absolute Kinorarität auf 35mm und in gut erhaltenen Farben gezeigt. „Der Schatz im Silbersee“ (1962) von Harald Reinl nach Karl May. Die Entdeckung ebenso exzellenter wie unbekannter deutscher Genrefilme der Sechziger waren der eigentliche Grund und Auslöser, das Festival zu gründen, so die Macher. Nun gelang es ihnen, eine der letzten spielbaren Filmkopien dieses Westerns aus den Sixties ausfindig zu machen, der, auf der Leinwand gezeigt, eine absolute Rarität darstellt. Zu Gast ist Thomas Pfeifer, Archivar der Hamburger Kinemathek.