Bochum. . Einerseits wirbt die Stadt Bochum mit einem Wohnbaulandkonzept um den Zuzug junger Familien, andererseits mehren sich die Stimmen, die der Stadt eine „Bauverhinderungspolitik“ vorwerfen.
Schweres Geschütz gegen die Stadtverwaltung fährt eine Leserin auf: Die Stadt, schrieb sie, betreibe eine „sture Bauverhinderungspolitik“ und die „bauwilligen Familien werden bei der Suche nach geeignetem Bauland förmlich aus der Stadt gejagt“. Und. „Bauanträge werden konsequent abgelehnt und so sämtliche Vorgaben von teuer bezahlten Gutachtern ignoriert“.
Die Leserin, die bat, ihren Namen nicht zu nennen, weil sie bei der Stadtverwaltung arbeite, nannte ein Beispiel „für ein ökologisch innovatives Konzept einer Familiensiedlung“, die nicht zustande kam. Es handelte sich um eine n Bebauungsvorschlag für eine größere städtische Grünanlage in Wiemelhausen, zwischen den Straßen Am Schußholz und Biermannsweg. Das Konzept mit Erdwärmegewinnung, großzügigen Grünflächen und Kinderspielgelände stammt von einem Bochumer Architektenbüro.
Doch die Sache sei im Sande verlaufen, obwohl eine Bebauung wegen der Nähe zum neuen Medizinpark Sinn mache, um hoch qualifiziertem Fachpersonal eine attraktive Wohnstätte zu bieten. „Die Menschen wollen nicht auf Industriebrachen bauen, die ihnen zugewiesen werden, sondern zum Beispiel in Weitmar oder Wiemelhausen“, nennt die Leserin die Dinge beim Namen.
Auch andere sind über die Stadtverwaltung nicht erbaut, was Bauen in Bochum anlangt. Ein Nutzer der WAZ-Online-Plattform DerWesten.de nennt als weiteres Beispiel den alten Kirmesplatz in Langendreer, der laut Stadt bebaut werden soll. Aber: „Ich kenne Familien, die sich für Einzelgrundstücke interessieren würden. Leider zeigt die Stadt auf Anfragen keinerlei Reaktionen.“ Sie verweise darauf, dass der Verwaltungsvorstand erst noch entscheiden müsse, ob die Baugrundstücke nicht komplett an einen großen Bauträger gehen: „Die Stadt spart sich somit erheblichen Verwaltungsaufwand im Vergleich zu Einzelausschreibungen. Junge Familien ziehen unterdessen ins Umland.“
Doch diese junge Familien wollte die Stadt mit Hilfe des Wohnbaulandkonzepts von SPD und Grünen ja gerade in die Stadt holen. „Ich bin kein Bauverhinderer“, stellte sich Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch den Vorwürfen und bezog Stellung: Im Zusammenhang mit der Bebauung der Uni-Rahmenstadt sei die genannte Wiese noch übrig geblieben, die wolle man als städtisches Grün erhalten, auch gebe der Bebauungsplan nicht mehr her. Das hätte die Politik beschlossen, da hätte sich auch die Verwaltung daran zu halten.
Von wegen Bauverhinderer: „2500 Bauanträge werden in Bochum pro Jahr in Bochum bewilligt“, lässt der Baurat Zahlen sprechen. „etwa 40 bis 50 Bauanträge sind es, die wir jährlich ablehnen.“ Und was den Kirmesplatz in Langendreer anlange, da sei man mit dem Bebauungsplan fertig und überlege noch, ob man das Land als Einzeleigentum oder im Block vergeben soll. Im Übrigen seien zur Zeit „15 Verfahren am laufen“, um junge Familien das Bauen auf bisher städtischen Grundstücken zu ermöglichen. Auch mit fünf Privateigentümern stehe man in Verhandlung, darunter auch mit einigen, denen man die eigene Bebauung bisher verwehrt habe.