Bochum. .

Der konkrete Vorstoß von SPD und Grünen im Ausschuss für Migration und Integration versandete sozusagen zu einer harmlosen Anregung. Es ging um die Einführung sogenannter standardisierter anonymisierter Bewerbungsverfahren, die künftig auch, nach Vorstellung der Koalitionäre jedenfalls, bei der Stadt und ihren Tochtergesellschaften praktiziert werden sollen.

Dass dieser Vorstoß nun derart weichgespült wurde, lag noch nicht einmal an der harschen Kritik von Felix Haltt aus der FDP-Fraktion. Er hält wenig von einer anonymisierten Bewerbung, sie sei nicht praktikabel und: „Mit dieser Methode fehlen dem Arbeitgeber wesentliche Informationen über die Kandidaten.“ Doch die Kritik des Liberalen hätte wenig bewirkt, wenn sich nicht im Vorfeld die Oberbürgermeisterin persönlich eingemischt hätte. Das Thema Personal und damit Einstellungen neuer städtischer Mitarbeiter berührt nämlich ihre eigentlichen „hoheitlichen“ Aufgaben. Dr. Ottilie Scholz sicherte jedoch zu, den dann verabschiedeten Prüfauftrag gründlich zu recherchieren. Dieser wurde übrigens angenommen; Felix Haltt enthielt sich der Stimme.

Eine Möglichkeit wird darin gesehen, noch auf einen bereits abgefahrenen Zug aufzuspringen. Es gibt ein Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle der Bundesrepublik. Fünf Unternehmen haben ihre Beteiligung zugesagt. Es beteiligen sich die Deutsche Post, die Deutsche Telekom, L’Oréal, der Geschenke-Vermittler Mydays, Procter & Gamble, das Bundesfamilienministerium, die Arbeitsagentur Nordrhein-Westfalen und die Stadt Celle.

„Wir halten da gar nichts von“

Ausschussvorsitzender Johannes Scholz-Wittek (SPD) brachte somit in den ursprünglichen Antrag die Idee mit ein, festzustellen, ob noch eine Teilnahme an diesem Pilotprojekt möglich ist. Das Projekt endet im März 2012. Bis zum Sommer hatten sich mehr als 4 000 Menschen auf einen Ausbildungsplatz oder eine feste Stelle beworben, ohne dass etwa Fotos oder Angaben zum Namen, Alter, Geschlecht, Herkunft oder Familienstand auf der Bewerbung angegeben werden müssen.

Ähnlich skeptisch wie die FDP sieht der in Bochum ansässige Metall-Arbeitgeberverband das anonyme Verfahren. Er sieht das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) als ausreichend, um Diskriminierungen zu verhindern. Der stellvertretende Geschäftsführer Thomas Rosenke sagt: „Wir halten da gar nichts von.“ Vielmehr führten anonymisierte Bewerbungen vielfach zu einer unnötigen Verlängerung des Bewerbungsverfahrens, etwa durch den größeren Verwaltungsaufwand.