Bochum. . Die Rechnung der Stadt ging nicht auf: Durch das vor drei Jahren im Rat beschlossene Wohnbaulandkonzept sollten viele junge Familien nach Bochum ziehen, um hier preiswerter bauen zu können. Doch nur rund 30 bissen bisher an.

Die vor drei Jahren verkündete Absicht der Stadt, durch günstige Baugrundstücke jungen Familien den Umzug nach Bochum schmackhaft zu machen, ist offenbar gescheitert. Die Hoffnung, mit diesem sogenannten „Wohnbaulandkonzept“ auch viele potenzielle Steuerzahler in nennenswerter Zahl zu gewinnen, hat sich kaum erfüllt. Die Sache schleppt sich. Nur vereinzelt, an wenigen Stellen der Stadt, lässt sich bei einer Spurensuche tatsächlich Baubetrieb entdecken.

Etwa an der Krockhausstraße, die sich durch das grüne Stiepel bis zur Blankensteiner Straße schlängelt. Das Baugebiet liegt etwas versteckt, ist nur über den Abzweig Hagen-Hof-Weg erschlossen. Rund ein Dutzend Häuser wachsen hier empor, die meisten im Rohbau, eins sieht schon fast bezugsfertig aus.

„Das zieht sich hin“, räumt Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch auf Nachfrage der WAZ ein. „Für jeden Bebauungsplan brauche ich zehn bis zwölf Beschlüsse.“ In Rheine, wo Kratzsch früher tätig war, ging es flotter zu: „Da brauchte ich nur drei bis vier Beschlüsse.“

In Bochum gingen allein für Schaffung des Planungsrechts und für die Erschließung zwei volle Jahre ins Land. So seien bisher nur etwa dreißig städtische Grundstücke verkauft worden. Die müssten ohnehin erst intern ausgeschrieben werden, bevor sie öffentlich feilgeboten werden könnten.

„Das rot-grüne Konzept zur Mobilisierung von Wohnbauflächen und zur Bildung von Wohnungseigentum in Bochum ist gescheitert“, stellt Roland Mitschke, Vizefraktionschef der CDU im Rat, nüchtern fest. Das Ziel sei keineswegs erreicht worden: „Auch drei Jahre nach dem Beschluss kann die Stadt keine messbaren Erfolge vorweisen“, bezogen auf Bautätigkeit und Bevölkerungswanderung. Das ganze Konzept sei „marktfern und unrealistisch“.

Dreh- und Angelpunkt des Wohnbaulandkonzeptes war dabei ein Anreiz, der sich offenbar als Fehlzündung entpuppte: Die Grundstücke, auch die von Privaten, sollten für junge Familien zwanzig Prozent billiger zu haben sein, gemessen am Verkehrswert. Ein Baulandsfonds mit rund vier Millionen Euro wurde eingerichtet, um Plangebiete zu erschließen. Doch die Rechnung ging nicht auf: Es wurden mangels Interesse zu wenig Grundstücke verkauft, um den Baulandsfonds mit den Erlösen der Grundstücksverkäufe wieder auffüllen zu können.

„Wenn die Erschließung und die Aufbereitung zu teuer wird, bleiben die Grundstücke liegen“, weiß der Stadtbaurat. Nach der Finanzkrise sei das noch problematischer geworden. Auch Mitschke schwant: “Wenn die vier Millionen Euro aufgebraucht sind, endet auch die ,Mobilisierung’ städtischer Flächen.“

Hat die Stadt sich verzockt?

Es sieht so aus. Laut Mitschke haben sich vor allem private Grundstückseigentümer, Projektentwickler und Investoren „nahezu komplett zurückgezogen“. So konzentriere sich das Planungsdezernat nur noch auf die Vermarktung städtischer Flächen. Die CDU pocht daher auf ein neues Konzept, das sich am Markt orientiere. Wohnbauland müsse für alle zugänglich sein, Baugenehmigungen gelte es zügiger zu erteilen.

Die Stadt ist jetzt zurückgerudert: Von zehn städtischen Grundstücken sind nur noch zwei für „Familien mit Kindern“ oder für „ökologisches Bauen“ preiswerter zu haben.