Bochum. .
„Die Zustände sind nicht hinnehmbar.“ Theo Kraushaar erntete gestern im Seniorenbeirat ungeteilte Zustimmung für seine Kritik an der Bundesbahn. Eine vierköpfige Arbeitsgruppe des Beirates hatte sich die Mühe gemacht, alle zehn Bahnsteige in Bochum auf ihre Erreichbarkeit zu testen. Heraus kam eine lange Mängelliste.
Ganz vorn steht dabei der S-Bahnhof Langendreer-West: Die Rolltreppe ist defekt, der einst vorhandene Schrägaufzug wurde demontiert, es gähnt nur noch der leere Schacht. Jürgen Hoffmann gehörte der Arbeitsgruppe an und war ehemals bei der Bahn beschäftigt. Er glaubte zu wissen, dass der Aufzug mit Fördergeldern des Landes eingebaut worden war. „Somit müsste die Bahn die Gelder zurückzahlen. Wie wir von Passagieren erfuhren, sei der Aufzug entfernt worden, weil er immer wieder Ziel von Vandalismus war.“ Um Zerstörungswut einzudämmen, sollten Kameras zur Überwachung installiert werden.
Rosemarie Busche ist beratendes Mitglied: „Die Bezirksvertretung Ost hat mehrfach die DB angeschrieben, wenn Rolltreppe und Aufzug nicht funktionierten; nie ist etwas passiert.“
An allen Bahnhöfen fehlen Notrufsäulen, wie die Beiratsmitglieder bei ihrer Tour feststellen mussten. Jürgen Hoffmann: „Oft genügte doch ein Kartentelefon, über das ohne Karte Polizei oder Feuerwehr erreicht werden könnten. das kann doch nicht so schwer sein.“
Rolltreppen sind nicht überall vorhanden. Wo es aber welche gibt, sind sie kaputt, wie am Hauptbahnhof für die S-Bahnsteige 7 und 8, wie erwähnt in Langendreer West und auch in Langendreer. In Dahlhausen musste die Arbeitsgruppe feststellen, dass Behindertenparkplätze zu weit abseits vom Bahnhof liegen; der Vorplatz sollte genutzt werden, um ein, zwei Stellplätze auszuweisen. „Dennoch kämen Menschen, die nicht mobil genug sind, dort gar nicht erst zum Zug; es gibt keine Rampe, keinen Aufzug, keine Fahrtreppe.“
Vordringlich soll zudem für den Bahnhof Wattenscheid der Einbau eines Aufzugs in den Schacht des ehemaligen Lastenaufzugs und eine kleine Rampe am Eingang neben den drei Stufen realisiert werden, um auch dort einen Zugang zum Zug zu schaffen für mobilitätseingeschränkte Menschen.
Gerhard Hilles Eindruck nach der Bereisung: „Oft sind es gar keine großen Umbauten, sondern Kleinigkeiten, die die Situation an den Bahnsteigen verbessern würden.“ Der Beirat will sich nun an die zuständigen Servicestellen der Bahn wenden, um auf Abhilfe zu drängen. Wie Theo Kraushaar sehr emotional anführte, sei Mobilität ein Stück Lebensqualität, auf die keiner verzichten sollte. „Angesichts der Tatsache, dass der Anteil der älteren Bürger in Bochum immer größer wird, ist Barrierefreiheit notwendig.“