Bochum..
Glück gehabt mit dem Wetter: Nur der Wind pfiff über die gepflegte Wiese hinter dem Campus der Hochschule Bochum. Dort, in Querenburg, hatten sich am Dienstag weit über hundert geladene Gäste eingefunden, um bei Erbsensuppe, Laugenbrezel und Bier ein wissenschaftliches Ereignis zu feiern - den lang ersehnten Start für den Neubau des internationalen Geothermiezentrums für weit über 11 Millionen Euro, das die Nutzung von Erdwärme beflügeln soll.
„Die Erde ist vier Milliarden Jahre alt und ein glühend heißer Ball“, gab Hochschulpräsident Prof. Martin Sternberg einen Hinweis auf die ungeheure Erdwärme-Kapazität und legte noch einen drauf: „99 Prozent der Erde sind wärmer als 100 Grad Celsius.“ Da guckte so mancher Gast verstohlen zu Boden, wo einst die Zeche Klosterbusch Kohle machte. Aber da brodelte noch nichts.
Dafür schlug die Stunde für BO-REX, eine Forschungsbohranlage, die von der Firma Hütte aus Olpe stammt. Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz taufte den großen Bohrer nach Schifferart, ließ eine Flasche Sekt krachen. Schon beim ersten Wurf zersplitterte die Pulle. BO-REX steht übrigens für „Bochum research and Exploration Drilling Rig“. Die mobile Anlage kann bei 40 Tonnen Zugkraft weit über tausend Meter tief bohren und dabei sämtliche verfügbaren Bohrverfahren einsetzen.
7000 Quadratmeter großes Testfeld
Drei Neubauten sind es, die als neues Institut der Hochschule schon Ende nächsten Jahres fertig werden, hofft Professor Rolf Bracke, Direktor des Internationalen Geothermiezentrums (GZB). 40 Mitarbeiter der Einrichtung werden sich dann mit der Erkundung, Erschließung und Nutzung des erneuerbaren Energieträgers Erdwärme beschäftigen. Dazu gehören Labore, eine Großversuchshalle, ein 7000 qm großes Testfeld als Feldlabor zur Entwicklung und Erprobung neuer Bohrverfahren unter produktionsnahen Bedingungen.
Hinzu kommt das Energetikum - kein Zaubertrank, sondern ein Gebäude für Wärmepumpen- und geothermische Versorgungstechnik. Im Schulterschluss mit Handwerk und Industrie werden hier nichtakademische Fachkräfte ausgebildet.
Dass dies weltweit einzigartige Institut ausgerechnet in Bochum entsteht, „dafür kann die neue Landesregierung nichts“, enthüllte Udo Paschedag, Staatssekretär aus dem Umweltschutzministerium: „Auch die abgewählte Landesregierung hat gute Entscheidungen getroffen - diese gehört dazu.“ Im Jahr 2008 kam nämlich schon der Bewilligungsbescheid über elf Millionen Euro aus Landesmitteln. Paschedag erwähnte, dass NRW als erstes Bundesland ein Landesklimaschutzgesetz auf den Weg bringt, verbunden mit einem Klimaschutzplan „mit konkreten Vorgaben für die Landes- Regional- und kommunale Planung.“
Dann geschah es: BO-REX setzte zu seiner ersten Bohrung an. Der Boden blieb ruhig. Nur der Wind pfiff.