Trotz schlechten Wetters am Sonntag kamen die Besucher des Dampffestivals an der Zeche Hannover voll auf ihre Kosten

Bunt lackierte Traktoren, chromglänzende Dampfwalzen und Kutschen, die ohne Pferde durch die Landschaft rattern. Nicht nur für die Kleinen war das sechste Dampffestival auf der Zeche Hannover, auch viele Erwachsene freuten sich wie die Kinder über die altertümlichen Maschinen. Alle zwei Jahre findet in dem LWL-Museum das größte Dampffest Europas statt. „2007 hatten wir 6 500 Besucher”, berichtete Dietmar Osses. Museumsleiter, „je nach Wetter erwarten wir diesmal sogar noch mehr”.

Zumindest am Samstag zeigte sich der Himmel gnädig und ließ die chrom- und kupferverzierten Dampfmaschinen in der Sonne funkeln. So konnte man mit allen Sinnen die alte Technik erleben. Da zischten Ventile, ratterten Schwungräder und pfeifend stiegen immer wieder weiße Dampfwolken in den Himmel. Dazu mischte sich der Geruch von Kohle, Maschinenöl und Petroleum. Aber auch Wohlgerüche kitzelten die Nase und lockten die Besucher zum Würstchenstand. Allerdings konnten einen diese Düfte auch in die Irre führen, denn der findige Bastler Johan van Loon hatte an seine Dampforgel einen rotierenden Grillspieß angebracht. Da drehten sich die Koteletts im Takt zu Verdis "La donna è mobile".

Über zwanzig Originale zeigten die Vielfalt der Dampftechnik und das schöne daran: Anders als in den meisten Museen, durfte man sie anfassen. Manch'ein stolzer Besitzer lud sogar hin und wieder zu einer Probefahrt ein. Gerade das machte auch Hannah Steinfels (12) am meisten Spaß, deswegen „bin ich auch schon zum dritten mal hier", sagte sie. Für besonders viel Aufsehen sorgte diesmal wieder der Dampftraktor "Clayton & Shuttleworth", von Phil und Mike Retman. Bereits zum zweiten mal sind sie extra aus Essex mit ihrem Ungetüm über den Kanal gekommen. In feinstem Englisch unterrichtete Phil die Besucher, dass es im Heimatland der Dampfkraft, England noch viel mehr solcher Festivals gebe, allerdings sei dort das Wetter schlechter.

Andacht vor den

mächtigen Apparaturen

Etwas beschaulicher ging es bei den dampfbetriebenen Modellen zu. Bei so manchem Besucher dürften die kleinen, wölkchenausstoßenden Maschinchen nostalgische Gefühle geweckt haben. So ging es auch Harald Chorongiewske, der seinen kleinen Maschinenpark mit sichtlichem Stolz präsentierte. „Als Kind hatte ich nur eine kleine Dampfwalze”, erzählte er. Als er die dann vor sieben Jahren auf dem Speicher wieder entdeckte, packte ihn sofort wieder die alte Begeisterung. „Seitdem sind meine Ansprüche aber etwas gestiegen, wie man hier sieht”, ergänzte er. Und tatsächlich fragte man sich angesichts der kleinen Karussells, Springbrunnen und Riesenräder schnell, wofür es überhaupt Spielkonsolen gibt.

Einen ehrfurchtsvollen Moment erlebten schließlich alle Besucher, die der Inbetriebnahme der alten Fördermaschine beiwohnten. Zwar nicht mehr von Dampf, sondern elektrisch, betrieben wälzte sich die riesige "Koepe-Scheibe" im Kreis, angetrieben von einem fast fünf Meter langen Kolben. Als großes Herz des Dampffestivals schlug diese Fördermaschine schon vor 116 Jahren und ist damit die älteste Fördermaschine des Ruhrgebiets. Andächtig standen die Zuschauer um die mächtige Apparatur, bis einer seine Sprache wieder fand: „Einfach toll!”.