Bochum.. Am Freitagabend waren es noch 127 Bochumer Opelaner, die noch nicht zu Abfindungen oder Versetzung nach Rüsselsheim eingewilligt hatten. Am heutigen Montag läuft die Frist dafür ab. Wer nicht unterschreibt, riskiert eine betriebsbedingte Kündigung.

Opel hatte seine Mitarbeiter vor die Wahl gestellt: Entweder ein Abfindungsangebot annehmen oder sich nach Rüsselsheim versetzen lassen. Die Frist läuft heute aus, bis Freitagabend waren 127 Opelander noch unentschlossen.

Die „blauen Briefe“, mit denen Opel 155 Bochumer Mitarbeiter ultimativ aufgefordert hatte, bis zum 15. August entweder ein Abfindungsangebot anzunehmen oder sich nach Opel Rüsselsheim versetzen zu lassen, haben den betroffenen Familien schlaflose Nächte bereitet. Am Freitagabend war die Zahl auf 127 Opelaner geschmolzen, die noch nicht unterschrieben hatten.

Weil Werksferien waren, meldeten sich etliche Betroffene beim Bochumer Betriebsrat sogar aus dem Ausland - aus der Türkei und aus Spanien, um sich beraten zu lassen, was sie tun sollen. Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel: „Viele hatten ihren Urlaub ja schon am Jahresanfang gebucht. Und dann kamen zwei Tage vor den Sommerferien die „blauen Briefe.“ Das habe vielen die Urlaubsfreude gründlich verdorben.

„Aber jetzt ist die Schmerzgrenze erreicht, das kann man nicht mehr tolerieren“

Was den Betriebsratschef ärgert, war, dass der bisher abgerungene Stellenabbau vom Management nicht gebührend anerkannt worden sei. „Über 1300 Mitarbeiter haben in den letzten sechs Monaten schon unterschrieben, für eine Abfindung oder eine dauerhafte Versetzung nach Rüsselsheim. Das wird einfach vergessen. Aber jetzt ist die Schmerzgrenze erreicht, das kann man nicht mehr tolerieren.“

Noch am Sonntag setzte Einenkel sich hin und verfasste ein Schreiben an die Belegschaft. Der Personalabbau sei vom Betriebsrat niemals akzeptiert worden. Und: „Die jetzt erneut ausgesprochene Drohung, weitere Opelaner nach dem 15. August betriebsbedingt kündigen zu wollen, wird auf den erbitterten Widerstand von Betriebsrat und IG Metall stoßen. Wir werden jeder einzelnen betriebsbedingten Kündigung widersprechen.“

Ein Opelsprecher hatte schon letzte Woche wissen lassen, dass die Geschäftsleitung sich ab Dienstag mit dem Resultat der „Blauen Briefe“-Aktion beschäftigen will. Dabei werde geprüft, ob Opel betriebsbedingte Kündigungen aussprechen werde.

Betroffene haben Kinder oder pflegebedürftige Familienangehörige

„Wer bis Montag nicht unterschrieben hat, hat keine Zweifel mehr“, sagte Einenkel am Montag. „Der ist bereit, das Risiko einzugehen.“

Bei den von Kündigungen Bedrohten handele es sich meist um ältere, langjährige und verdiente Opelaner. Und fast alle, die „von einer dauerhaften Zwangsversetzung nach Rüsselsheim“ betroffen sind, seien zwischen 30 und 50 Jahre alt, „haben hier ihre Kinder oder pflegebedürftige Familienangehörige“.

Auch für den Anlauf des neuen Zafira im September sei die Erfahrung dieser Kollegen im Bochumer Werk wichtig. „Wir wollen in Bochum keine Situation haben, dass Stammbeschäftigte durch Leiharbeiter ersetzt werden“, mahnte der Betriebsratschef an.