Bochum..
Was ist, wenn das natürlichste auf der Welt: das Atmen, plötzlich gar nicht mehr so selbstverständlich ist? Mit dieser Frage müssen sich an Lungenkrebs Erkrankte auseinandersetzen. „Keine leichte Frage“, findet Lisbeth Söring-Spyra.
Die 59-jährige leitet die Lungenkrebs-Selbsthilfegruppe „Das andere Atmen“. Diese ist bereits zum zweiten Mal beim Selbsthilfetag mit einem Stand vertreten.
Seit November 2009 treffen sich in Bochum Menschen mit Lungenkrebs und ihre Angehörigen. „Viele sind am Anfang skeptisch gewesen“, erzählt Söring-Spyra, Lungenkrebs ist keine typische Erkrankung, die man in einer Selbsthilfegruppe bespricht. „Der Erfahrungsaustausch ist wirklich eine große Hilfe“, erklärt Söring-Spyra, „nicht nur für Erkrankte wie meinen Mann, auch für Angehörige wie mich“.
Lungenkrebs bedeutet einen tiefen Einschnitt in den Lebensalltag. In Deutschland ist es bei Männern laut Wikipedia die dritthäufigste Krebsart. Als Todesursache liegt sie dabei auf Platz Eins. Die durchschnittliche Fünfjahres-Überlebensrate liegt unter fünf Prozent. „Die Nachricht, man habe Lungenkrebs, hat natürlich auch psychische Folgen“, meint Söring-Spyra. Als Selbsthilfegruppe könne man da nur bedingt helfen. „Wir wollen die professionelle Beratung nicht ersetzen, nur ergänzen“, stellt sie fest.
Bei den Treffen werden deshalb nicht nur Erfahrungen ausgetauscht – Wo ist die „Reha“ am besten? Was hat mir am besten geholfen? - es gibt auch Gastvorträge von Experten. „Natürlich verbringen wir auch einfach mal Freizeit miteinander“, so Söring-Spyra, „Kaffee trinken, Essen gehen und Ausflüge machen“. Gemeinsames Lachen und das „Wir-Gefühl“ seien wichtige Punkte bei der Selbsthilfe.
Frauen sind die treibende Kraft
„Wir“ das sind bei „Das andere Atmen“ zur Zeit rund zwölf Gruppenmitglieder, die meisten um die 60 Jahre alt. In diesem Alter ist die Erkrankungsrate besonders hoch. „Interessanterweise sind wir in der Gruppe mehr Frauen“, meint Söring-Spyra, „obwohl mehr Männer betroffen sind“. Vielleicht liege es daran, dass Männer eher versuchen, selbst mit dem Lungenkrebs und den Folgen zurecht zu kommen. „Frauen sind bei uns die treibende Kraft“, erklärt sie.
„Jedes neue Mitglied ist bei uns willkommen“, lädt Söring-Spyra ein. Das Ziel sei: genug Mitglieder zusammen zu bekommen, um einen Verein gründen zu können.
Jeden ersten Mittwoch im Monat trifft sich die Gruppe „Das andere Atmen“. Meist erscheinen nur rund die Hälfte der zwölf Mitglieder, es ist also noch Platz für neue. Von 17 bis 19 Uhr werden in der Zahnklinik der Augusta-Krankenanstalt (Bergstraße 26) Erfahrungen ausgetauscht und Probleme besprochen. Die Gruppe kooperiert eng mit dem Krankenhaus und ist daran beteiligt es selbsthilfe-freundlicher zu gestalten. Kontakt zur Gruppe gibt es über die Selbsthilfe-Kontaktstelle Bochum (Alsenstraße 19a), unter Telefon 0234-5880707 oder www.selbsthilfe-bochum.de.