Der Kreuzbund organisiert acht Selbsthilfegruppen in Bochum, die Mehrzahl der Teilnehmer ist Alkoholabhängig
Schätzungsweise 2,5 Millionen Deutsche sind Alkoholabhängig. Kein Wunder also, dass Selbshilfegruppen, wie die Anonymen Alkoholiker, sehr bekannt sind. Aber auch andere Organisationen widmen sich der Abhängigkeit. Der Kreuzbund zum Beispiel unterhält allein in Bochum acht Selbsthilfegruppen für Süchtige. Die Alkoholsüchtigen sind am stärksten vertreten, gefolgt von Medikamentenabhängigen, Drogen- und Spielsüchtigen.
„Vor allem die Zahl der Mehrfachabhängigen steigt”
Das meint Hermann Wittstein, Vorsitzender des Kreuzbund-Stadtverbandes Bochum. Er war selber alkoholabhängig und leitet auch eine Gruppe. Die besteht aus ungefähr zwanzig Mitgliedern, die sich wöchentlich treffen. Die Treffpunkte sind über das Stadtgebiet verteilt, von Langendreer bis Hamme, von Linden bis zur Stadtmitte. Für die meisten ist es am Anfang schwer, von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Sucht zu berichten, „aber so nach vier Wochen bricht es sich dann meistens Bahn”, erzählt Wittstein. Durch Erfahrungsaustausch und Gemeinschaft, versuchen sich die Betroffen in den Gruppen gegenseitig zu helfen.
Präventivmaßnahmen gegen Sucht
Zur Zeit sei es schwer, neue Gruppenleiter zu finden, so Wittstein. Die Arbeit ist ehrenamtlich, ihr geht eine sechswöchige Ausbildung als Suchthelfer voraus. Neben der Gruppenarbeit geht der Kreuzbund auch präventiv gegen Suchterkrankungen vor. Zur Zeit besucht ein Suchthelfer Schulklassen und gibt dort seine Selbsterfahrungen weiter. „Außerdem zeigen wir eine schockierende DVD”, erklärt Wittstein, „über dieses Medium erreichen wir die Schüler sehr gut”.
Alterschnitt 35 bis 50 Jahre
Interessanterweise ist der Altersdurchschnitt in den Selbsthilfegruppen weit höher: Im Schnitt sind die Teilnehmer 35 bis 50 Jahre. „Die Jüngeren haben meist andere Interessen”, meint Wittstein. Frauen und Männer sind in den Gruppen etwa gleich verteilt. „Als Gruppenleiter erlebt man schon so einiges”, berichtet Wittstein, „aber irgendwann stumpft man ab”. Er leitet den Stadtverband jetzt seit 1993. Für die Zukunft plant er eine Kooperation mit der Ruhr-Universität und dem Gesundheitsamt. Seine Gruppe trifft sich jeden Dienstag, von 15 bis 17 Uhr in der Lohbergstraße 2a. Interessierte können sich aber auch bei der Kontaksstelle für Selbsthilfegruppen melden.