Bochum.. Um ein Disziplinarverfahren kommt der städtische Amtsleiter Ulrich Wicking wohl kaum herum. Heimlich hatte er einem Parteifreund von der SPD eine Rede geschrieben, die sich gegen die eigene städtische Verwaltungsvorlage richtete.

Die Affäre um den Bochumer Schulverwaltungsamtsleiter Ulrich Wicking zog am Montag weitere Kreise. Weder Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz als Dienstvorgesetzte noch Schuldezernent Michael Townsend mochten sich auf Anfrage der WAZ dazu äußern, kündigten allerdings für Dienstag eine Stellungnahme an.

Während die CDU-Ratsfraktion wegen der mutmaßlichen Verfehlungen auf die Einleitung eines Disziplinarverfahrens pocht, will auch SPD-Fraktionschef Heinz-Dieter Fleskes das Handeln Wickings nicht entschuldigen: „Das ist eine unangenehme und peinliche Geschichte“, sagte er dazu der WAZ gegenüber. Und wiederholte: „Peinlich ist die Sache schon, das darf nicht passieren.“ Die OB habe ihm zugesichert, den Fall innerhalb der Verwaltung aufzuarbeiten und darüber am Dienstag in der Sitzung des städtischen Verwaltungsvorstandes zu berichten.

Ausversehen vertraulich E-Mail an alle geschickt

Aufgeflogen war die Affäre, weil das Sekretariat des Schulverwaltungsamtsleiters versehentlich eine vertrauliche Email Wickings an alle Fraktionen geschickt hatte.

Die staunten nicht schlecht, als sie den Brief lasen: „Lieber Ernst“, hieß es darin. „Nachfolgend übersende ich dir einige ,Gedanken’ bzgl. der Hans-Böckler-Realschule zu deiner Verwendung im ABW (Ausschuss für Bildung und Wissenschaft).“

Was der Amtsleiter da seinem Parteifreund Ernst Steinbach, Sprecher der SPD im Schulausschuss, zur gefälligen Verwendung zuspielte, war nichts weniger als eine fertige Rede für dessen Auftritt im Schulausschuss.

CDU war stinksauer

Brisant wurde der Fall erst richtig, als sich herausstellte, dass Wicking in seinem vertraulichen Schreiben an Steinbach nach allen Regeln der Kunst für den Erhalt der Hans-Böckler-Realschule geworben hatte, während gleichzeitig die offizielle Verwaltungsvorlage aus seinem Amt das genaue Gegenteil, nämlich den Abriss dieser Schule forderte.

Die CDU reagierte stinksauer. Fraktionschef Klaus Franz verlangte nicht nur disziplinarische Konsequenzen, sondern monierte auch, dass Wicking „den Redetext während seiner Dienstzeit am dienstliche PC abgefasst hat“. Der hoch dotierte Amtsleiter habe in diesem Fall „zusätzlich gegen seine Loyalitätspflicht gegenüber der Oberbürgermeisterin und dem Rat der Rat Bochum „verstoßen. Eine Verwaltungsmitarbeiter habe keine Redetexte während der Dienstzeit für die Politik zu schreiben.

In der Ratssitzung am 21. Juli werde die CDU-Fraktion „die schwerwiegenden Verstöße des Amtsleiters aufgreifen“. Der Vorgang, so Franz weiter, sei ein „Skandal erster Güte“ und zeige die „katastrophale Lage der Verwaltung, wenn Amtsleiter die Politik ermuntern und auffordern, gegen Verwaltungsvorlagen des Verwaltungsvorstandes und der Oberbürgermeisterin zu stimmen“.