Bochum.

Aus dem CD-Player knarzt „Cabaret“. Durch die löchrige Plane platschen dicke Tropfen auf den Boden. Kaltes Baustellen-Scheinwerferlicht setzt das knallrote Vertikaltuch in Szene, das in sechs Metern Höhe am nackten Dachbalken baumelt. Artistin Isabell schwebt grazil am Textil durch die regenschwangere Riemker Luft: Richtfest a la „et cetera“.

„Das ist mit Sicherheit unsere skurrilste Darbietung aller Zeiten“, schmunzelten Ronny und Silvia Cabello, als sie am Samstagabend ein neues, mutiges Kapitel Bochumer Varietè-Geschichte aufschlugen. Das alte Zelt wurde im Juni abmontiert (Ronny: „Da flossen manche Tränen“). An seiner Stelle prangt eine Halle, deren Rohbau mit Gästen nach Art des Hauses – heißt: mit Spaß und Stil, Herzlichkeit und Artistik – eingeweiht wurde.

Am Zelt nagte der Zahn der Zeit

Sieben Jahre war die „et cetera“-Familie mit dem Zelt in den 90er Jahren auf Reisen. Seit 1999 wurde es auf dem Bogestra-Gelände an der Herner Straße als dauerhafte Spielstätte genutzt. Mit Erfolg: Die jährlich vier Produktionen (200 Vorstellungen) locken zuverlässig 30.000 Besucher an.

Das Varieté erfindet sich stetig neu. Am Zelt indes nagte der Zahn der Zeit. „Die Plane wurde immer poröser. Ein Umbau war fällig“, berichtet Silvia Cabello. Ein neues Zelt kam nicht infrage: „Die Heizkosten sind gigantisch.“ Die Cabellos entschieden sich für eine Halle. 32,90 Meter lang und breit, 6,50 Meter hoch und energetisch gedämmt, soll der Bau die Energiekosten deutlich drosseln und den Komfort für die Besucher erhöhen.

„Wow!-Gefühl“ beim Eintreten

„Die typische et-cetera-Atmosphäre wird aber beibehalten“, verheißt Silvia Cabello beim Betreten der Halle ein „Wow!-Gefühl“. Auch die Kapazität bleibt mit 300 Plätzen unverändert. Vorteil: Es gibt keine Zeltstangen mehr, die die Sicht behindern. Hallen-Premiere ist am 10. September mit dem Programm „Ein Typ wie ,ER’hardt“ u.a. mit Bauchredner Kay Scheffel. Infos auf www.variete-et-cetera.de

Silvia Cabello war erst Stunden vor dem Richtfest aus Spanien zurückgekehrt. Als langjährige Partnerin des Zirkustheaters „RatzFatz“ der Goethe-Schule begleitete sie die 32 Jugendlichen auf einer zehntägigen Tournee. Clownpädagoge Paco Gonzalez, einst am Schauspielhaus engagiert, hatte die Schüler mit acht Betreuern und Trainern in sein Kulturhaus in Galizien eingeladen. Die Gymnasiasten hatten für die Workshops und Shows eigens ein Programm in spanischer Sprache vorbereitet.