Bochum. Für den Zensus 2011 wurden in Bochum per Zufallsverfahren 1300 Haushalte mit rund 10 000 Personen ausgewählt. Nach zwei Monaten ist der Großteil der Arbeit getan. Die Rücklaufquote beträgt 95 Prozent. Bis 31. Juli muss die Zählung beendet sein.
Jörg-Peter Händchen-Busch ist nur bei einem Bochumer abgeblitzt. „Trotz aller Bemühungen blieb seine Wohnungstür zu.“ Inhaltliche, gar ideologische Beweggründe scheinen bei dem Zensus-Verweigerer allerdings ausgeschlossen. „Die Hausgemeinschaft hat einhellig bestätigt: Der Mann lässt auch sonst keinen rein“, schmunzelt Händchen-Busch.
Der 65-jährige Rentner gehört zu den 100 „Erhebungsbeauftragten“, die seit 9. Mai im Stadtgebiet unterwegs sind. Für den Zensus 2011 wurden in Bochum per Zufallsverfahren 1300 Haushalte mit rund 10 000 Personen ausgewählt. Die Zähler kommen nach Vereinbarung ins Haus; auf Wunsch füllen sie mit den Bewohnern den Fragebogen aus.
Rücklaufquote beträgt 95 Prozent
Nach zwei Monaten ist der Großteil der Arbeit getan. „Die Rücklaufquote beträgt aktuell 95 Prozent. Damit sind wir sehr zufrieden“, berichtete der stellvertretende Leiter der Erhebungsstelle, Frank Schorneck, am Montag vor der Presse. Nur von 30 Haushalten sei noch keine Rückmeldung erfolgt: ob aus grundsätzlicher Ablehnung heraus, sei noch offen. Sicher ist, dass Verweigerern ein Verfahren mit bis zu 5000 Euro Zwangsgeld droht.
Händchen-Busch bestätigt „eine große Offenheit bei den allermeisten Bürgern“. Probleme hätte allenfalls die Terminsuche bereitet. Fast immer sei er freundlich, mitunter herzlich empfangen worden: „In einer Familie saßen einige der sechs Kinder auf meinem Schoß.“ Auch ein Trauerfall war zu beklagen. „Eines Morgens las ich eine Todesanzeige in der Zeitung. Ich hatte den Mann erst drei Tage zuvor interviewt.“
10.000 Bürger in 120 Alten- und Studentenheimen
Als Sozialarbeiterin wähnt sich derweil Jennifer Aven. Die Fitnesstrainerin besucht für den Zensus mit 59 weiteren Erhebungsbeauftragten u. a. Altenheime – und nimmt sich dafür mehr Zeit als gewöhnlich. „Viele ältere Bewohner sind regelrecht glücklich, länger mit jemandem reden zu können.“ In Studentenwohnheimen, in denen die 23-Jährige gleichfalls den Bogen zückt, ist sie weniger willkommen. „Da wird mir schon mal eine Tür vor der Nase zugeschlagen. Ich muss dann darauf hinweisen, dass die Bewohner zur Auskunft verpflichtet sind.“
Bis zur letzten Antwort kann es dauern. Folge: Die Befragung der 10.000 Bürger in 120 Alten- und Studentenheimen und Gemeinschaftsunterkünften (die so genannten nicht sensiblen Sonderbereiche) ist erst zur drei Vierteln abgeschlossen. Kurz vor dem Finale steht der Zensus hingegen in den 60 „sensiblen Sonderbereichen“: u.a. Justizvollzugsanstalten, Frauenhäuser und Kinderheime. Bis 31. Juli muss die Zählung beendet sein. Jörg-Peter Händchen-Busch, Jennifer Aven und ihre Kollegen haben sich dann ein hübsches Taschengeld verdient: je nach Aufwand zwischen 500 und 700 Euro.