Bochum. . Im Kampf gegen Betrug mit EC-Karten - dem “Skimming“ - haben die Ermittler in Bochum einen Erfolg zu verbuchen: Fünf mutmaßliche Mitglieder einer rumänischen Skimming-Bande wurden festgenommen. Eine Koordinationsstelle soll Wanne-Eickel gewesen sein.

Der Bochumer Kripo und der Bochumer Staatsanwaltschaft ist ein Schlag gegen eine mutmaßliche “Skimming“-Bande gelungen. Sie hat zwei Verdächtige in Herne und Brühl und drei im Ausland festgenommen. Die Wohnung einer Familienmutter (41) in Wanne-Eickel soll eine Koordinierungsstelle gewesen sein.

Ende 2010 bekam die Bochumer Kriminalpolizei einen kostbaren Hinweis. Sie sicherte der Person Anonymität zu - und wurde dafür mit reichlich Informationen zu einer mutmaßlichen Fälscher-Bande aus Rumänien beschenkt. Es geht um das Abfischen von Daten auf EC-Karten, das so genannte „Skimming“. Später nahm die Kripo Bochum fünf mutmaßliche Bandenmitglieder fest, darunter Daniela M. (43) aus Wanne-Eickel, eine Deutsch-Rumänin. Sie wurde am 23. Juni in ihrer Wohnung überrascht. Seitdem sitzt sie in U-Haft. Sie lebte dort mit ihrem minderjährigen Sohn, der jetzt anderweitig untergebracht werden musste.

Hauptverdächtiger lebte „auf besserem Fuß“

Neben dieser Mutter wurden am selben Tag auch Alexandru G. (23) in Brühl und Claudiu R. (26) in Bukarest geschnappt. Bereits im März hatten die Polizei Arpad B. (23) in Mailand geschnappt, auf frischer Tat in einer Bank. Das Gleiche war mit Nicu B. (41) in einer Bank in Budapest passiert. Alle sind Rumänen. Nicu B. soll der Haupttäter sein. „Er lebte auf besserem Fuß in Bukarest“, sagte gestern Kriminalhauptkommissar Martin Kemmler auf einer Pressekonferenz in Bochum.

Der Bochumer Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert bereitet jetzt eine Anklage für einen Prozess am Bochumer Landgericht vor. Foto: Matthias Graben
Der Bochumer Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert bereitet jetzt eine Anklage für einen Prozess am Bochumer Landgericht vor. Foto: Matthias Graben © Waz-FotoPool

„Skimming“ bedeutet das Ausspähen von Daten an Geldautomaten. Mit sehr verdeckt platzierten Mini-Lesegeräten und Mini-Kameras fischen sich die Täter die Daten auf dem Magnetstreifen der Zahlungskarten und die PIN ab. Diese Daten kopieren sie auf eine eigene Karte, einen Rohling, und heben damit das Geld der Bankkunden ab. Sie machen das aber nur an Geldautomaten im Ausland, weil das in Deutschland aus technischen Gründen nicht möglich ist. Die fünf jetzt Tatverdächtigen haben dies laut Polizei an Bankautomaten in Mexiko, in Kanada und den USA gemacht beziehungsweise von weiteren Mittätern machen lassen.

Rund 200.000 Euro Schaden bisher nachweisbar

Bis heute ist ein Schaden von 200.000 Euro nachweisbar, sagen die Ermittler - das Geld von 150 bis 200 Bankkunden. Der Schaden wurde von den Banken erstattet.

Die Kripo hat 22 Angriffe auf Banken zwischen Ende Oktober 2010 und Anfang Februar 2011 ermittelt. Betroffen waren vor allem Banken im Rheinland, häufig die Badische Beamtenbank. Mit Hilfe von Videoüberwachung konnten die Männer relativ leicht identifiziert werden. Der Bochumer Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert lobte, dass auch die Kooperation mit der Polizei in Bukarest „hervorragend geklappt“ habe.

In der Wohnung der Hernerin sollen die Machenschaften der Bande koordiniert worden sein. Auch der Nachschub an Technik. Diese sollen auf einer Buslinie zwischen Rumänien und Deutschland transportiert worden sein.

Wenige Minuten nach der Freilassung erneut verhaftet

Alexandru G. hatte schon einmal wegen Skimmings in U-Haft geschmort. Am 21. Juni wurde er in Hürth zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Als er das Gericht verließ, wurde er sofort wieder eingesperrt. Wegen des neuen Haftbefehls aus Bochum. Dort soll auch der Prozess gegen alle fünf stattfinden. Die drei im Ausland festgenommenen Männer sollen in Kürze nach Bochum ausgeliefert werden. Alle fünf Inhaftierten machten bisher von ihrem Schweigerecht Gebrauch, heißt es.

Die Anzahl von „Skimming“-Taten hatte in NRW bis Ende 2010 stark zugenommen, seitdem aber wieder stark abgenommen. Im ersten Halbjahr 2011 verbuchte die Polizei 188 Fälle in NRW.