Bochum.
Beim Impulse-Festival werden bis zum 10. Juli wichtige deutschsprachige Inszenierungen der Freien Szene in NRW präsentiert. In 70 Vorstellungen in Bochum, Düsseldorf, Köln und Mülheim ist zu sehen, was das etablierte Theater in Zukunft beeinflussen wird (oder auch nicht).
Los ging’s am 29. Juni in Köln mit der viel besprochenen „Testament“-Inszenierung des Theaters She She Pop. Was das Performance-Kollektiv She She Pop mit ihrer Klassiker-Version des „König Lear“ auf die Bühne bringt, überrascht: Es geht um den Generationenvertrag, schonungslos abgehandelt mit ihren echten Vätern auf der Bühne! Das Theater wird zum Verhandlungsraum für eine Utopie: den gerechten Ausgleich zwischen den Generationen. „Testament“ ist am 2. Juli (19.30 Uhr) und 3. Juli (19 Uhr) in den Kammerspielen zu sehen.
Grundsätzlich reicht die Bandbreite der eingeladenen Produktionen dem Festival-Impuls folgend von Klassikerbearbeitungen und Musiktheater über Doku- und politische Projekte bis zur szenischen Umsetzung von Computerspielen. Im Wettbewerb treten neun Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz um den Preis als beste Off-Produktion an, der beim Abschlussfest am 10. Juli in Düsseldorf überreicht wird.
Es folgt eine unvollständige Vorschau auf Bochumer Programmpunkte:
Die österreichischen Rabtaldirndln schauen am 1. Juli (20 Uhr) und 2. Juli (16.30 Uhr) im Prinz Regent Theater vorbei. Die Dirndl bitten in ihrem Programm „aufplatzen“ (das ist übrigens Österreichisch für: anfangen zu weinen) zu einem Dia-Heimatabend, bei dem gesungen, getanzt und - klaro- getrunken wird. Sie bringen das Rabtal ins Ausland, um das Ausland ins Rabtal zu bringen. Doch wie so oft, ist alles ganz anders, als es zunächst den lustigen Anschein hat…
Ähnlich ambitioniert kommt Anna Mendelssohns „Cry Me A River“ ‘rüber, eine Art Ein-Frau-Klimakonferenz: An einem Tisch philosophiert eine Frau über das Weltgeschehen und die gesellschaftliche Ohnmacht. Sie weint. Und tanzt zwischendurch. In ihrem Vortrag verschmelzen die Stimmen von Politikern, Wissenschaftlern, Chirurgen, Aktivisten und Ökologen zu einer vielstimmigen Textmontage (am 5. und 6. Juli, jeweils 20 Uhr, im Prinz Regent.
Wie Menschen mit sich und der Umwelt umgehen, darum geht es auch in „The Host“, Konzept und Choreographie: Andros Zins-Browne, am 8. Juli (16.30 Uhr) und 9. Juli (20 Uhr), ebenfalls im Prinz Regent Theater. „The Host” (=Wirt, Gastgeber) stellt die Frage, wie lange sich der Mensch behaupten kann, wenn die Natur sich gegen ihn stellt - angesichts des Klimawandels keine ganz uninteressante Frage. In seiner Tanzperformance lässt Zins-Browne drei Cowboys gegen eine unbezwingbare Landschaft ankämpfen – es entwickelt sich ein absurder Kampf zwischen Mensch und Natur, zwischen Apokalypse und Slapstick.
Alle Info: http://www.festivalimpulse.de