Bochum.. Im Winter bleibt die erst im Mai wiedereröffnete Petrikirche in Wiemelhausen geschlossen, um Heizkosten in fünfstelliger Euro-Höhe zu sparen. Als Ersatz dient dann das Baumhofzentrum an der Baumhofstraße.
In Wiemelhausen gilt die Petrikirche als „Rote Kirche“, wegen der Farbe ihrer Backsteinhaut. Es würde aber auch zu den roten Zahlen passen, mit denen die Petrigemeinde ringt. So sehr, dass sie im Winter die Kirche schließen wird, um die Heizkosten in fünfstelliger Euro-Höhe zu sparen. Deshalb schrumpft sie jetzt zur „Sommerkirche“.
Die Hiobsbotschaft ist nicht die erste, von der diese Gemeinde mit ihren 3500 Seelen heimgesucht wird. Und so mancher Kirchgänger wurde sauer, einer rief bei der WAZ an. Pfarrer Eckhardt Loer sagt dazu, dass er den Unmut als Ausdruck von Trauerarbeit werte: „Es gibt die alten Mitglieder, die Petrianer, die mit den vielen Änderungen ihre Schwierigkeiten haben.“
Denn für Petri kam es in den letzten Jahren so knüppeldick, als laste ein Fluch über das 1901 bis 1903 erbaute Gotteshaus: Eigentlich sollte die Kirche saniert werden, „300 000 bis 400 000 Euro sind nötig, damit sie nicht zusammenstürzt“, sagt Pfarrer Loer. Bezahlt werden sollte das durch den Verkauf des Paul-Gerhard-Gemeindehauses.
Doch der Erlös „liegt in Beton“: 240 000 Euro kostete es, einen uralten Stollen der Ex-Zeche Prinz-Regent zu verfüllen, der Hohlraum erstreckte sich direkt unter der Kirche. Ein finanzieller Schock für die Gemeinde, die ohnehin, wie Loer schildert, „über viele Jahre Minus gemacht hat“.
Weil das geräumige Gemeindehaus nicht mehr zur Verfügung stand, knubbeln sich Kirchen- und Posaunenchor, Konfirmanden, Männerkreis und eine „Frauenideenbörse“ seitdem im Baumhofzentrum. Das liegt an der Baumhofstraße in Brenschede. Die Gruppen müssen sich genau abstimmen, weil nicht so viele Räume da sind.
Der Saal mit 200 Plätzen wird in kalten Zeiten durchgeheizt, dient dann auch den „Petrianern“ als „Winterkirche“. Nur an hohen Festtagen wird es in der Petrikirche warm, für Gottesdienste zu Weihnachten, Totensonntag oder für Konzerte.
Dass eine Kita-Gruppe aufgelöst wurde, hatte auch betrübt. Dafür hebt der Pfarrer den modernisierten Bewegungskindergarten KiWi-Nest hervor . „Mit Ruheraum und Mittagsbetreuung.“ Doch das Baumhofzentrum in Brenschede ist für manche Kinder aus Wiemelhausen recht fern.
Auch die Nähe zu den Geistlichen schwindet. „Ich habe jetzt doppelt so viele Beerdigungen“, sagt Pfarrer Loer. Konsequenz: „In Weitmar-Mark muss man damit leben, dass der Pfarrer auch mal Nein sagen muss.“ Loer pendelt nämlich: eine halbe Stelle in Weitmar-Mark, eine halbe in Wiemelhausen. Wie seine Kollegin Dr. Ellen Strathmann-von Soosten. Das System mit halben Stellen zahle sich aus. Loer: „Wenn ein Pfarrer krank ist, ist noch einer da.“