In den Räumen des Vereins „Tiere in Not“ an der Castroper Straße lebt eine Wohngemeinschaft der flauschigen Art: Drei Katzenmütter ziehen dort gemeinsam 14 Katzenkinder auf. Gerhard Kipper, Geschäftsführer des Vereins, ist hin und weg: „So etwas habe ich in 35 Jahren noch nicht erlebt“, sagt der Tierschützer.

Säugen in Kooperation

Die tierische Arbeitsteilung in der Aufzuchtstation ist in der Tat bemerkenswert. Die Hygiene und sogar das Säugen wird in Kooperation erledigt. „Hier ist ein tolles Sozialleben zu beobachten“, so Gerhard Kipper. Dabei wurde die Idee zur Katzen-WG eher aus der Not geboren: Zwei Findelkatzen mit viel Nachwuchs stellten den Bochumer Tierschutzverein vor Platzprobleme. Dann kam auch noch die dritte Katze dazu – ebenfalls mit 5 Jungtieren. Weil sich die ersten beiden Schützlinge bereits kannten und vertrugen, wagte man das Experiment Katzen-WG – mit großem Erfolg. „Sogar ein fremdes Jungtier haben wir den drei Müttern noch unterschieben können“, so Kipper. Auch mit dem Kuckuckskind herrscht Harmonie in der Patchwork-Familie.. Der Fall wirft auch ein neues Licht auf das Verhalten wild lebender Hauskatzen. Das ist bisher nämlich kaum erforscht.

Kastrationspflicht

„Wir wissen nur: Es gibt zu viele“, sagt Kipper, der sich mit dem Verein für eine Kastrationspflicht einsetzt. Mit einem Vorurteil müsse man indes aufräumen: „Dass Katzen Einzelgänger sind, ist ein Ammenmärchen“, so Kipper. Vor allem kastrierte Katzen haben kein ausgeprägtes Revierverhalten mehr. Und die tierische WG in der Castroper Straße ist ein weiterer Hinweis auf ein intensives Sozialleben wild lebender Hauskatzen.

Schmusen ist Pflicht

Den Patchwork-Kindern aus der Katzen-WG soll es auch noch gut gehen, wenn sie zu groß sind für die Aufzuchtstation. Vermittelt werden die Jungtiere allerdings nur im Doppelpack. „Das ist besser für die Tiere und damit letztlich auch schöner für die Besitzer“, sagt Kipper. Dass sich die Katzen in seiner Obhut so friedfertig verhalten, ist für den Tierschützer übrigens kein Zufall. „Wir haben hier eine strikte Regel: Alle Mitarbeiter müssen sich so viel Zeit wie möglich nehmen, um mit den Katzen zu schmusen.“