Bochum. . Vor einem absolut dankbaren Publikum trafen sich im Schauspielhaus lebende und tote Poeten zum 1. Dead-or-Alive-Slam-Duell mit dem Poetry Slammer Sebastian23.
Auf der Seite der Toten: Baroness Elsa von Freytag-Lothringen (Friederike Becht), Johann Wolfgang von Goethe (Ronny Miersch), Djuna Barnes (Anke Zillich) und Friedrich Schiller (Roland Riebeling).
Für die Lebenden traten Andy Strauß, Anke Fuchs, Julian Heun und Moritz Kienemann an. Bis zur Pause lagen die Toten leicht in Führung, und das Finale zwischen Schiller und Strauß endete zunächst mit einem Gleichstand. Doch die Lebenden siegten schließlich nach Punkten.
Julian Heun hatte beim hoch dosierten Busfahren die besten Prolls getroffen, die er je kannte. Deswegen startete er mit einem Poem aus der Anthologie „Gangsterrap“, zitierte Eichendorffs Satz „Es schläft ein Lied in allen Dingen“ und übersetzte mit „Jeder Scheiß gebiert Poesie“.
Anke Zillich erklärte als Djuna Barnes, wie man den eigenen Abgang möglichst ästhetisch inszeniert, indem man der eigenen Haarfarbe entsprechend stirbt. Für den Selbstmord der Blondinen gilt: „Sie müssen hängen. Leicht, lässig und unbeirrbar. An einem zerbrechlichen Gegenstand der venezianischen Frührenaissance.“
Moritz Kienemann verschenkte, was die Hyperaktivität hergab und verausgabte sich völlig. Er sabberte, spuckte und riss sich Reime aus der Brust. Inmitten eines Frauentraumas steckte er fest zwischen Verzweiflung und Trieb. Abschließend gab Roland Riebeling den Schiller (aka Fried-Rich-Chiller), setzte mit „Der Taucher“ auf einen klassischen Text und begeisterte das Publikum mit Können statt Effekten. Egal, ob lebend oder tot – alle Poeten schenkten Bochum mit ihren Beiträgen einen fantastischen Abend.