Bei einer außerordentlichen Belegschaftsversammlung werden Nirosta-Mitarbeiter über die Zukunft aufgeklärt. Ablösung von Thyssen-Krupp ist sicher.

In Silbermänteln und mit Schutzhelmen standen die Auszubildenden von Thyssen-Krupp Nirosta auf einem Podest vor dem Jahrhunderthaus und schlugen auf eine große Glocke. Der Klang war schon von Weitem zu hören. Auf einem Plakat stand: „Wir sind die Nr. 1 vor Ort“. Die Botschaft war klar: Sie wollten zeigen, dass sie sich von der Nachricht, dass der hoch verschuldete Thyssen-Krupp-Konzern die gesamte Edelstahlsparte herauslösen will, nicht einschüchtern lassen.

Ebenso wie rund 400 weitere Mitarbeiter des Standorts Bochum folgten sie gestern der Einladung des Betriebsrates und der IG-Metall zu einer außerordentlichen Belegschaftsversammlung. Auch Angestellte von Opel und dem Bochumer Verein sowie Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz und der Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer (SPD) waren dort und drückten so ihre Solidarität aus.

Es gibt zwei Alternativen

Die IG-Metall hatte bereits nach Bekanntgabe des Vorhabens Anfang des Monats eine Vereinbarung mit dem Unternehmen ausgearbeitet, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Dennoch waren bei den Nirosta-Mitarbeitern zahlreiche Fragen aufgekommen. Zumindest einige konnten bei dem Treffen gestern geklärt werden: „Das Urteil zur Ablösung der Edelstahlsparte ist gefallen. In etwa neun Monaten wird es eine Entscheidung geben, was aus Nirosta und seinen Angestellten wird“, sagte ein Mitarbeiter. Zwei Alternativen gebe es: Der Börsengang – also die Selbstständigkeit Nirostas – oder der Verkauf. In 18 Monaten soll dann endgültig Gewissheit herrschen, was aus den Werken wird.

„Der Vorteil der ersten Möglichkeit ist, dass der Aufsichtsrat dann selbst bestimmen kann, in welche Edelstahl-Werke die Gewinne fließen“, sagte Betriebsratschef Frank Klein. Der Status als Markt- und Qualitätsführer in Europa wäre somit nicht allzu gefährdet. Allerdings stände im Falle einer erneuten Finanzkrise kein Mutterkonzern mehr hinter Nirosta. Die Risiken seien enorm. Im Falle eines Verkaufes bestehe die Gefahr, dass einige Werke geschlossen oder aufgeteilt werden könnten.

Die Stimmung der Mitarbeiter war gedrückt. Der Gedanke, dass sie nach teilweise 30 Jahren nicht mehr zum Unternehmen gehören sollen, macht viele traurig. „Ich bin seit 19 Jahren dort, habe meine Lehre bei Thyssen-Krupp gemacht. Das schmerzt schon“, sagt Stahlkocher Gökhan Yaman.