Bochum..
Sven Potreck ist psychisch krank, leidet unter einer Psychose. Zuletzt war der 24-Jährige in der Werkstatt Constantin tätig. Seit Donnerstag hat er seinen „ersten richtigen Job“ und eine echte berufliche Perspektive: Sven Potreck zählt in Laer zum Team des ersten CAP-Supermarktes, den die Diakonie in Bochum betreibt.
CAP: Das steht für Handicap. Denn der Discounter ist nicht nur ein Handels-, sondern auch Integrationsbetrieb. Zehn der 19 Beschäftigten sind geistig oder körperlich behindert. „Lähmungen, Epilepsie, psychische Erkrankungen, Lungenleiden: Hier ist manches Handicap vertreten“, weiß Marktleiter Holger Latza (49). Eines indes sei allen behinderten Mitarbeitern gemein: „Sie sind hoch motiviert und wollen ihre Chance nutzen.“ Und: „Ihr Selbstwertgefühl ist enorm gestiegen. Sie sagen sich: Wir sind noch wer“, berichtet Holger Latza.
Arbeitszeiten und Entlohnung sind gleich
Zwar können Sven Potreck und seine behinderten Kollegen mitunter nicht alle Arbeiten verrichten: besondere Ruhephasen sind einzuhalten; bei manchen Aufgaben muss vielleicht ein nicht behinderter Kollege helfen. „Ansonsten gibt es aber keine Unterschiede. Die Arbeitszeiten und die tarifliche Entlohnung sind für alle gleich“, betont der Chef.
Träger des Marktes sind die gemeinnützigen „Diakonischen IntegrationsBetriebe Dortmund-Bochum-Lünen“, eine Tochtergesellschaft des Diakonischen Werkes Dortmund und Lünen und der Diakonie Ruhr. CAP entstand in den Räumen des ehemaligen Edeka-Marktes inmitten des Ortskerns an der Alten Wittener Straße. Seit Herbst 2009 standen die 686 qm Geschäftsflächen leer. Die Diakonie hat sie für zehn Jahre angemietet. Die Edeka-Gruppe ist als Partner mit im Boot. Unterstützung leisten der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die Aktion Mensch und die Stiftung Wohlfahrtspflege.
Lange Schlangen bei Eröffnung
Die OB liegt richtig: Bis auf den Hinweis auf den kirchlichen Betreiber draußen neben dem Eingang deutet nichts darauf hin, dass CAP ein besonderer Einkaufsmarkt ist. „Wir werben nicht ausdrücklich mit unserem karitativen Ansatz. Wir wollen wie unsere Mitbewerber vielmehr mit Leistung überzeugen“, betont Holger Lotza und verweist auf das 9000 Artikel umfassende Sortiment von Waschmitteln bis zu Frischfleisch. Bald wird am Eingang ein Backshop mit dem treffenden Namen „CAPpuccino“ eingerichtet. Bei entsprechender Nachfrage sollen die Öffnungszeiten am Abend verlängert werden.
Der Auftakt war verheißungsvoll: Zur Eröffnung gab’s lange Schlangen an den Kassen. Sehr zur Freude von Sven Potreck, der fortan sowohl im Lager als auch im Verkauf tätig sein wird. Geht es nach der Diakonie, werden der fleißige Mitarbeiter und seine behinderten Kollegen nicht allzu lange in Laer beschäftigt bleiben. Holger Latza: „Unser Ziel ist es, die behinderten Mitarbeiter mittelfristig so fit zu machen, dass sie andernorts im Einzelhandel unterkommen“ – und damit ihren Arbeitsplatz für weitere Behinderte frei machen, für die der CAP-Markt gleichfalls eine Startrampe für eine gesicherte berufliche Zukunft sein soll. Quasi das „CAP der guten Hoffnung“.