Bochum. . Anderer Leute Wohnung einrichten, das ist ihr Metier. Seit 125 Jahren schon. Am Sonntag, 8. Mai, feierte die Familie Blennemann mit ihrem Traditionsunternehmen runden Geburtstag, am Montag beginnt der dreiwöchige Jubiläumsverkauf.

„Den geehrten Bewohnern von Hamme und Umgegend“ zeigte Firmengründer Gustav Blennemann im Mai 1886 an, dass er sich als Schreiner niedergelassen hatte. Der Sohn eines Bauern aus Witten und seine Frau Caroline erweiterten ihre Bau- und Möbelschreinerei, die anfangs auch Särge herstellte, nur wenig später um ein Möbelgeschäft, eines der ersten in Bochum. An der Maarbrücke 15 expandierte das Unternehmen ab 1905, noch heute befinden sich dort Lagerräume.

Geschäftsprinzip blieb gleich

Trotz zweier Weltkriege standen die Zeichen fortan stets auf Wachstum. Zum 50-Jährigen eröffneten Blennemanns an der Bongardstraße ihr erstes Möbelhaus in der City, zwei Jahre später folgte eine Filiale in der Brückstraße. An diesem Standort führen heute Peter (59) und der exakt am Tag des 70-jährigen Bestehens geborene Ralf (55) in vierter Generation das Einrichtungshaus, das bundesweit zu den Top-Adressen für hochwertige Einrichtungen zählt.

Das Geschäftsprinzip ist in all den Jahren gleich geblieben. „Wir wollen Menschen, die Sinn für schönes Wohnen haben, in unseren Räumen Beispiele zeigen und ihnen helfen, es auf die eigene Situation zu übertragen“, sagt Ralf Blennemann.

Malerarbeiten und komplexe Umbauten

Im Klartext: Blennemanns verkaufen nicht nur Möbel namhafter Markenhersteller und Wohn-Accessoires, sondern richten Wohnungen und Häuser auch komplett ein. Mit eigenen Innenarchitekten, Schreinern und Designern. Mit Partnerfirmen werden bei Bedarf auch Malerarbeiten und komplexe Umbauten durchgeführt.

„Erst in diesem Jahr haben wir am Lago Maggiore eine komplette Wohnung eingerichtet“, sagt Peter Blennemann. 600 000 Euro hat sich der Kunde das kosten lassen. Natürlich sind nicht alle 47 000 Kunden, die Blennemanns in ihrer Kartei haben, so finanzkräftig. „Im Prinzip ist es aber immer eine Frage der Wertigkeit und der Prioritäten“, erläutert Peter Blennemann. Viele Menschen seien durchaus bereit, lange Zeit für gute Möbel zu sparen.

Der Mensch steht im Mittelpunkt

60 Prozent ihres Umsatzes, der ein wohlgehütetes Geschäftsgeheimnis ist, erwirtschaften die Gebrüder Blennemann außerhalb Bochums, gut die Hälfte aller Kunden werden zu Hause besucht. „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Auf der einen Seite der Kunde, auf der anderen wir als Berater. Wenn ich nicht mit dem Kunden ins Gespräch komme, habe ich ein Problem“, sagt Peter Blennemann. Individuelle Lösungen seien gefragt, „kein Stückgut“. Im Hinterkopf hat der Diplom-Betriebswirt dabei ein Zitat des Großvaters: „Wer sein Leben lang Bratwurst ist, wird nie ein Filet vermissen.“

Obwohl das Geschäft mit der Qualität nach wie vor gut läuft, hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren ein wenig konsolidiert. Kündigte der heute 84-jährige Seniorchef Karl-Gustav 1986 zum Hundertjährigen noch die Expansion ins Ruhrgebiet an, so haben seine Söhne mittlerweile den Rückwärtsgang eingelegt. Ein Gastspiel in Essen wurde ebenso beendet wie das Polstermöbelhaus „Living“ geschlossen. Seit mehr als zehn Jahren gibt es auch keine eigene Schreinerei mehr, die einst Keimzelle der Firma war. Peter Blennemann: „Roboter und Maschinen können vieles heute besser als der Mensch.“ Das gelte für die Möbelbranche ebenso wie für den Autohersteller Opel.

Die 5. Generation steht in den Startlöchern


Blennemann 2011, das sind Einrichtungshäuser an drei Standorten: Das Stammhaus an der Brückstraße 59-63 in Bochum verfügt über 3000 qm Verkaufsfläche, in Duisburg (Poststraße 30-36) können sich Kunden auf 2000 qm umsehen. Ebenso groß ist das Geschäft in Bochum am Nordring 62-66. Dort verkaufen Blennemanns unter der Marke Casamobile „Designermöbel zu Preisen, die Spaß machen“. Peter (1 Sohn) und Ralf Blennemann (1 Tochter, 2 Söhne) gehen davon aus, dass ihre Firma auch in 5. Generation weiter geführt werden kann. „Das zeichnet sich ab“, heißt es.