Bochum.

Verteilerkästen statt Vanillecreme? Kabelbinder statt Koko-Krokant? Marco Vit hat sich entschieden. Nach einem eher tristen Zwischenspiel als Elektro-Großhändler steht der 41-Jährige seit wenigen Wochen „wieder dort, wo ich hingehöre. In der Eisdiele“: zur Freude auch vieler alter Wattenscheider Kunden.

Marco Vit ist Spross eines stolzen Gelati-Clans. Schon in den 1960er Jahren betrieben seine aus Venedig stammenden Großeltern, später seine Eltern eine Eisdiele in Essen-Steele. 1985 folgte ein zweites Geschäft in Gelsenkirchen-Horst. 1990 wechselte die Familie nach Wattenscheid. Das Eiscafé Adria an der Höntroper Straße wurde alsbald zu einer Institution. Marco Vit hatte daran entscheidenden Anteil. Nach einer Elektroniker-Lehre war er in den elterlichen Laden eingestiegen. Zwar in Essen geboren, holte er 19 Jahre ein Stück sonniger Adria mitten ins Revier. „Der nette Umgang mit den Gästen“, sagt er, „war für mich immer das Wichtigste.“

Um so enttäuschter war Marco Vit, als er 2009 das Eiscafé aufgeben musste. „Die Geschäfte liefen gut. Aber die Gesundheit machte nicht mehr mit. Ich war gezwungen, in meinen erlernten Beruf zurückzukehren.“ Vit suchte sein Glück als Großhändler für Elektrozubehör und Kabelbinder – fand es aber nicht. „Ich musste erkennen: Ein Vertreter- und Bürojob ist nichts für mich.“

Mit Hilfe der Familie wagte der Eppendorfer im Frühjahr einen Neuanfang. An der Brückstraße 32 lädt er ins „Eiscafé Gelatissimo“ ein. Mit 170 qm ist es eine der größten Eisdielen in Bochum. Bei schönem Wetter stehen draußen zusätzlich 14 Tische bereit. Fast ist in dem Familienbetrieb alles so wie einst in Höntrop. Hinten in der Küche stellt Vater Sergio das Eis her; die Rezepturen stammen im Wesentlichen aus den 1950er Jahren. Mama ist mit helfender Hand dabei. Vorne wirbelt Marco Vit als freundlicher Ed von Schleck hinter der Theke und bedient und berät die Kundschaft. Die kommt durchaus zahlreich. „Wir wissen: Bochum hat nicht unbedingt auf eine weitere Eisdiele gewartet. Aber wir können und werden mit Qualität überzeugen“, sagt Marco Vit.

36 Sorten stehen zur Auswahl. Die Klassiker Schoko, Vanille, Erdbeere stehen in der Gunst der Leckermäuler nach wie vor ganz oben.

Quasi nebenbei leistet Familie Vit einen Beitrag zum mitunter brüchigen Bochum-Wattenscheider Frieden. „Seit der Eröffnung pilgern regelmäßig auch viele ehemalige Wattenscheider Besucher in unser neues Lokal. Darauf sind wir besonders stolz. Immerhin gehört für den gemeinen Wattenscheider schon einiges dazu, wegen eines Bechers oder Hörnchens Eis in die ,verbotene Stadt’ zu kommen“, schmunzelt Marco Vit, der kürzlich auch den Löschzug Eppendorf der Freiwilligen Feuerwehr an der Brückstraße bewirten durfte.

„Der Marco“, wie ihn die Stammgäste nennen, hat nach der Zwangspause zu alter Lebensfreude zurückgefunden. Die Welt der Elektroartikel ist für ihn ganz weit weg.