Bochum. Aus dem Marienhof direkt in die „Kulturhauptstraße 2011“: Die Schauspielerin Nermina Kukic sucht im Theater an der Rottstraße ihre künstlerischen Wurzeln und rezitiert dort das berühmte Gedicht „ The Waste Land“ von T.S. Eliot.

Dass sich Kukic für ihre Rückkehr auf die Theaterbühne nichts weniger als das „Jahrhundertgedicht“ (Arne Nobel) des anglo-amerikanischen Literaturnobelpreisträgers Eliot ausgesucht hat, ist kein Zufall, sondern vielmehr geboren aus einer persönlichen künstlerischen Notwendigkeit: „Nach sieben Jahren Seifenoper wollte ich einfach mal wissen, ob ich noch mit langen, anspruchsvollen Texten umgehen kann“, sagt Kukic, die es nach der Ausbildung an der Bochumer Schauspielschule über mehrere Stationen ans Set der Vorabendserie Marienhof verschlagen hatte.

Eine Herausforderung

„The Waste Land“, zu deutsch „Das wüste Land“, ist in der Tat eine Herausforderung. In 433 Zeilen voller literaturgeschichtlicher Zitate und Anspielungen verbindet Eliot persönliche Krisenerfahrungen mit Bildern der Zerstörung, des Verdorrens der Welt. Erschienen ist das Werk 1922 unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges, des ins Stocken geratenen Aufschwungs und – ganz wörtlich – einer Dürre. „Überall kaputte Leute in kaputten Städten“, beschreibt Kukic.

Immer im April

„Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, das Gedicht jedes Jahr im April zu lesen“, erzählt die Schauspielerin in Anspielung auf die erste Zeile des Werks: „April ist der grausamste Monat“. „Bei Marienhof habe ich Texte gespielt, die ich auch in einer Stunde in der Maske hätte lernen können“, so Kukic. Als Kontrastprogramm begann sie, sich intensiv mit „The Waste Land“ auseinanderzusetzen, indem sie zuerst das ganze Gedicht auswendig lernte. Arne Nobel bot ihr schließlich an, „mal was in der Rottstraße zu machen“. Kukic und Nobel kennen sich bereits seit 13 Jahren. „Hier habe ich die Chance, diesen Text und meine Arbeit als Schauspielerin ohne Druck mit dem Publikum zu teilen. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen“, so Kukic über das Zustandekommen des Engagements in Bochum.

Mit Gitarrenunterstützung

Für ihre Rezitation arbeitet sie mit der älteren deutschen Übersetzung von Ernst Robert Curtius, die sie an einigen Stellen modifiziert hat, um sie ihrem eigenen Rhythmus anzupassen. Andere Veränderungen spiegeln den Versuch wider, „die Dinge verständlich zu machen“, wie Kukic ihre Herangehensweise beschreibt. Unterstützt wird die Schauspielerin in ihrer Darbietung von Gitarrist Ingmar Kuhrenbach. „Das wird aber nicht Eliot als Oper“, stellt Kukic klar. Kuhrenbach schrieb vielmehr eine Art losen Soundtrack und versuchte sich bewusst nicht an einer zeilentreuen Vertonung.

Premiere feiert „The Waste Land“ im Theater an der Rottstraße 5 am Donnerstag, 5. Mai, um 19.30 Uhr. Weiter Aufführung: Sonntag, 8. Mai, 19.30 Uhr.