Bochum. So viel Klang und Gesang war selten: Im neuen Programm des Varieté-Theaters et cetera spielt Musik die erste Geige. Doch auch für einige akrobatische Einlagen ist gesorgt. “Spaß am Spaß“ läuft noch bis zum 19. Juni - danach wird umgebaut.

Seine Glupschaugen hätten Marty Feldman zur Ehre gereicht; sein komödiantisches und musikalisches Können macht ihn zu einem Großen im deutschen Kleinkunstgenre: Sammy Tavalis ist Kopf und Gesicht der jüngsten et-cetera-Staffel. Aus zwei Luftballons fertigt er einen Kontrabass. Als Rock’n’Roll-Baby wirbelt er durchs Kinderzimmer. Mit zwei Fingerpuppen zupft er virtuos die Gitarrensaiten. Die Gratwanderung zwischen purem Nonsens und klugem Slapstick beherrscht Tavalis mit lockerer Hand und ansteckendem Grinsen.

Seine Mitspieler stehen dem Moderator und spiritus rector in nichts nach. Zwar wartet jeder Artist mit eigener Nummer auf: Stefanie Bonse knallt beim Steppen die Schleuderkugeln namens Boleadoras auf den Holzboden; Mr. Wow lässt leuchtende Diabolos rotieren; Bianca schwebt und schleudert inmitten des Publikums wie eine Elfe am Vertikalseil; Michael Korthaus bringt mit ausgespuckten Ping-Pong-Bällen sein Keyboard zum Erklingen; die drei „Beat Beats“ begeistern mit Breakdance, Kraftakten und Beatbox-Rhythmen. Immer wieder beherzigt das Ensemble aber die Teamarbeit. „Frau Bonse und der Michael“ geben ein Klangstab-Konzert. Sammy schwingt für Bianca das Seil: Einer für alle, alle für einen. Mehrfach formieren sich die Körperkünstler während der zwei Stunden gar zu einem (anhörbaren) Orchester: im Varietè ein seltener Anblick.

Ein-Mann-Samba-Band mit vollem Körpereinsatz

Auch wenn nicht alle Darbietungen allerhöchsten circensischen Ansprüchen genügen: Die Premieren-Gäste hatten am Wochenende viel Spaß am „Spaß am Spaß“. Die meisten Lacher gab’s für Sammy Tavalis als Ein-Mann-Samba-Band, die „Brasil“ intoniert. Urkomisch, wie das Multitalent mit vollem Körpereinsatz u.a. die Kastagnetten auf seinem Kopf bedient. „Wird noch schlimmer!“, droht er, lässt die Hüften schwingen und die Hosen runter. Was folgt, ist eine Tamburin-Spielart, die wohl selbst an der Copacabana einiges Aufsehen erregen würde. Welche? Schauen und lachen Sie doch selbst!

Derweil steht das Varietè-Theater vor der größten Investition seiner knapp zwölfjährigen Geschichte in Bochum. Unmittelbar nach Ende der am Wochenende angelaufenen Staffel „Der Spaß am Spaß“ am 19. Juni wird das Zelt abgebaut. „Während der Sommerpause wollen wir eine Halle errichten: Für uns ein klares Bekenntnis zum Standort Riemke“, sagt Geschäftsführerin Silvia Cabello und verheißt allen Zelt-Nostalgikern: „Es wird wunderschön!“ In der Halle bleibe es bei 300 Plätzen. Vorteil: Es gibt keine Zeltstangen mehr, die die Sicht auf die Bühne behindern. Die Eintrittspreise sollen gleichfalls unverändert bleiben.

1999 in Bochum sesshaft geworden

Nach sieben Jahren als Deutschlands einziges reisendes Varieté war die et-cetera-Familie Ende 1999 in Bochum sesshaft geworden. Auf dem Bogestra-Gelände an der Herner Straße 299 wurde dauerhaft ein Zelt aufgebaut, in dem seither jährlich rund 30 000 Besucher vier verschiedene Produktionen (insgesamt 200 Vorstellungen) sehen.

Die neue Varietè-Halle soll zum Start der Herbstshow mit dem Bauchredner Kay Scheffel am 10. September eingeweiht werden.