Bochum. .
Was Demographen den Unternehmen mahnend ans Herz legen, setzt der Bochumer Gerard Graf schon seit 15 Jahren um. In seinem Spetitionsbetrieb in Werne beschäftigt er Jugendliche mit schwachen Schulleistungen.
Der Vater dreier Kinder findet: „Etwas schlimmeres gibt es nicht, als wenn Kinder abgelehnt werden. Da gelten junge Leute als schulschwach, kommen aus Förderschulen und können nur noch mit Hartz IV rechnen. Das kann doch nicht sein. Ich stelle mir dann vor, es beträfe meine eigenen Kinder, die vergeblich von Pontius bis Pilatus laufen in der Hoffnung auf einen Job.“
Nicht jeder könnte in der Hauptschule Super-Zeugnisse bekommen. Graf betont, er habe noch nie jemanden eingestellt, der schulisch ganz stark war. „Und ich bin bis heute nicht reingefallen oder im Stich gelassen worden, so dass ich nie die Konsequenz ziehen musste, solche Leute nicht mehr zu nehmen.“
Nachwuchsförderung unabhängig vom Elternhaus
Wenn unter den Azubis jemand ist, der aus einem vorbelasteten Elternhaus kommt, wo langes Ausschlafen als normal gelte, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit indes weniger, von dem könne Graf keine 180-Grad-Wendung erwarten. „Wir unterstützen die Jugendlichen und motivieren sie; Hilfe von außen haben wir noch nie in Anspruch nehmen müssen.“
Gerard Graf hat erkannt, was nicht nur für seine Branche gilt: Auch Jugendliche, die kleine Mathe-Genies sind, sind eine Stütze für den Mittelstand. Er praktiziert danach seine Nachwuchsförderung.
Der Altersdurchschnitt der Lkw-Fahrer liege heute bei 55 Jahren. Ehedem machten junge Männer ihren Lkw-Führerschein bei der Bundeswehr. Das fällt heute weg. „Wir brauchen die Kraftfahrer, die als schulisch schwach gelten, sonst könnten wir in absehbarer Zeit die Lkw abstellen.“