Bochum. . Der junge polnische Regisseur Jan Klata wagt im Schauspielhaus Bochum eine frisch-fromm-fröhliche Annährung an Franz Kafkas “Amerika“. Premiere ist nach einer fast vierwöchigen Zwangs-Verschiebung am 28. April.

Setzt die Segel, auf nach Amerika! – So könnte für dem 28. April die Losung im Schauspielhaus heißen, endlich, mag man hinzufügen, denn nach einer fast vierwöchigen Zwangs-Verschiebung steht am 28. April schließlich doch die Premiere von Jan Klatas Inszenierung „Amerika“ nach Franz Kafka auf dem Spielplan. Bekanntlich war die Bochumer Erstaufführung für den 2. April geplant, aber eine Erkrankung des Schauspielers Andreas Grothgar machte einen Aufschub nötig.

Der von Kafka unvollendet hinterlassene „Amerika“-Roman erzählt die Geschichte von Karl Rossmann, der von seinen Eltern nach Amerika geschickt wird und nun fern der Heimat lernen muss, erwachsen zu sein. Kafkas Text ist mit allem ausgestattet, was die Literatur des Prager Angestellten so einzigartig macht: sie ist extrem realistisch, und doch spukig und irrational, sie ist wunderbar anrührend und erschreckend strafend zugleich. Und wie alle Kafka-Helden müht sich also auch der 16-jährige Immigrant Rossmann nach Kräften, die Regeln in der (neuen) Welt zu verstehen und zu befolgen.

Zwielichtige Wandergesellen

Doch das ist schwer: Erst sind es die unverständlichen und ungerechten Gesetze des reichen Onkels, dann die ausbeuterische Energie der zwielichtigen Wandergesellen, später die Durchtriebenheit der Liftboys im Hotel Occidental, die ihm das Leben sauer machen. Doch Karl bewahrt die Zuversicht. Die durchaus komische Geschichte hat viele Momente, in denen die Sache auch gut gehen könnte, auch Glück scheint möglich in diesem stressigen Fantasie-Amerika: Am Ende stellt sich Karl zu den Engeln mit den Trompeten, um beim großen Naturtheater von Oklahoma auf Anstellung zu hoffen.

Das klingt, derart gerafft, schon irgendwie durchgeknallt, und genau das ist es, was Jan Klata an der Story fasziniert hat. Der vielfach ausgezeichnete polnische Regisseur inszeniert eine Geschichte, die von einem fremden Land erzählt, in das Kafka selbst nie gereist ist. Auch Jan Klata war noch nicht in Nord-Amerika.

Von der Popkultur geprägt

„Amerika“ wird daher von ihm als das behandelt, was es für ihn ist: eine Projektion, eine Versprechung, in der für den Polen Klata der ehemalige US-Präsident Roland Reagan so etwas ist wie der oft beschworene Onkel in Amerika. Klata, Ende 30 und von der Popkultur geprägt, hat beim Blick über den großen Teich aber auch die Mythen und Fiktionen im Hinterkopf, die eben auch für die U.S. of A. stehen: Uncle Sam und Buffalo Bill, Alica Keys und Jay-Z.

Kafkas Ursprungstext wurde in eine dialogische Fassung gebracht, was offenbar leichter war, als man meinen könnte, denn: „die Welten, die Kafka beschreibt, sind zutiefst theatralisch“, sagt Jan Klata. Und so wird er (und das Ensemble) dem geneigten Theaterfreund vorführen wie der kleine Rossmann auf seinem Amerika-Trip immer wieder strauchelt , wie ihm das Leben sauer gemacht wird. Das ist natürlich alles zutiefst tragisch. Aber stellenweise eben auch saukomisch.