Bochum. .

Derzeit gibt es in Bochum 55 Grundschulen. Aber schon bis zum Jahr 2015 wird laut Prognose die Anzahl der Grundschulkinder um 5,8 Prozent schrumpfen. Der demografische Wandel macht Schulschließungen unvermeidbar.

Auch Kitas sind dem Schrumpfungsprozess ausgeliefert. Foto: Gero Helm
Auch Kitas sind dem Schrumpfungsprozess ausgeliefert. Foto: Gero Helm © © Gero Helm

Es ist eine Schlacht der Zahlen, ein zähes Gezerre, bei dem die Beteiligten sich allesamt auf identische Voraussetzungen stützen und doch zu ganz unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Dabei rückt in der Hitze der Debatte, die allein Hunderte Seiten der Schulentwicklungsplanung füllt, oft das Subjekt, die Kinder nämlich, in den Hintergrund. Der demografische Wandel zwingt Stadt, Schulen und jede Familie zum Umdenken und leider künftig auch Aufgeben von in Jahrzehnten liebgewonnenen und vertrauten Schulen.

Prognose bis 2025

Mit dem Stand des Jahres 2010 gab es in Bochum genau 11 787 Grundschulkinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Die aufgrund der aktuellen Geburtenstatistik aufgestellte, recht genaue Prognose sieht bis zum Jahr 2015 einen Rückgang um 5,8 Prozent (11 100) vor. Zehn Jahre weiter, 2025, sind es dann nur noch 10 800 Mädchen und Jungen (-8,4 vH). Wobei einschränkend anzumerken ist, dass sich diese Zahl nicht auf eine Prognose bezieht, sondern als hochgerechneter Trend anzusehen ist. Zur Zeit gibt es 55 Grundschulen (mit Verbund- und Teilstandorten).

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Wie eine Stadt glaubt, reagieren zu müssen, liest sich in der noch nicht beschlossenen Planung folgendermaßen: „Aufgrund der weiterhin rückläufigen Entwicklung der Schülerinnen- und Schülerzahlen sowie unter Beachtung rechtlicher Rahmenbedingungen, gesamtstädtischer Interessen und unter Berücksichtigung haushaltswirtschaftlicher Überlegungen werden mit der Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes - Teilplan Grundschulen - die Errichtung von Grundschulen (durch Zusammenlegung von Grundschulen), die Auflösung eines Teilstandortes sowie die Errichtung neuer Grundschulverbünde und die Festlegung von Zügigkeiten festgeschrieben“ (puuh, Ende des Satzes).

Dieser Bandwurmsatz sagt eine ganze Menge. Wer sich die Mühe macht und sich die Stellungnahmen der Schulkonferenzen zu den Überlegungen der Verwaltung ansieht, muss feststellen, dass Widerstand lohnt.

Denn zumindest vorerst gelang es etlichen Schulen, eine geplante Schließung oder Zusammenlegung abzuwenden. „Ob sich diese Schulen damit wirklich einen Gefallen getan haben, bleibt abzuwarten“, sagte eine Schulleiterin, die ihren Namen im Augenblick lieber nicht nennen möchte.

Denn im Zusammenspiel mit zum Teil überraschenden Koalitionen in den Bezirksvertretungen bleiben etliche Fragen unbeantwortet. Schließlich entscheiden jetzt, heute Lehrer oder Eltern über einen Zeitraum, in dem sie selbst nicht mehr im Dienst sind und die Kinder möglicherweise (im besten Falle für die Stadt) selbst wieder Eltern geworden sind.

Schrumpfungsprozess

Dabei lohnt parallel ein kurzer Blick auf die Kindertagesstätten, die bereits seit rund zehn Jahren einem schmerzhaften Schrumpfungs- und Umstrukturierungsprozess ausgeliefert sind. „In Bochum wurden seit 2003 rund 1200 Kita-Plätze abgebaut“, rechnet der Leiter des Jugendamtes, Dolf Mehring, vor. Im gleichen Zeitraum läuft der Ausbau des Platzangebotes für die unter Dreijährigen auf Hochtouren. Das Ziel: Bis zum Jahre 2015 soll für 35 Prozent der unter Dreijährigen ein Angebot bereitstehen. Rund 1000 Plätze müssen dafür in den derzeit 178 Kitas in der Stadt geschaffen werden.

Dazu läuft stadtweit eine Umfrage, die den tatsächlichen Bedarf abfragt. Ergebnisse aus anderen Großstädten in Nordrhein-Westfalen machen nachdenklich. Denn es zeichnet sich ab, dass womöglich ein Bedarf für bis zu 60 Prozent der unter der Dreijährigen besteht. Für Bochum bedeutete dies, dass etwa doppelt soviel Plätze (in kleineren Gruppen und anderem Personalschlüssel) angeboten werden müssten, um dem Gesetz genüge zu tun. Eine Mammutaufgabe, die vor allem mit Blick auf die Haushaltslage der Stadt kaum lösbar scheint.