Bochum. .
Öffentliche Kunst-Förderung hat in Bochum eine lange Geschichte. Eine Rückschau auf verschiedene Epochen mit verschiedenen Blickwinkeln.
Wer offenen Auges durch Bochum geht, wird die Kunst im öffentlichen Raum nicht übersehen können – an die 700 Objekte warten zwischen Gerthe und Dahlhausen, zwischen Wattenscheid und Langendreer auf Betrachter. Manche sind inzwischen so selbstverständlich, dass sie kaum noch wahrgenommen werden, etwa die „Nassen Augen“ von Erich Reusch zwischen Rathaus und BVZ. Andere „gehen unter“, weil sie eher schmückend statt erregend daher kommen, wie der gemütliche Jobsiade-Brunnen. Wieder andere gammeln einfach so vor sich hin, weil sich niemand zuständig fühlt für ihre Pflege - etwa Wolf Vostells einbetonierte Fleischertheke neben dem Kunstmuseum.
Kunst, die mit öffentlichen Gebäuden verbunden war oder sich auf städtischen Plätzen befand, gibt es schon sehr lange: Im Mittelalter als Kunst in Kirchen, im Kaiserreich als heldische Denkmäler, in den Nachkriegsjahren als modernistische Tupfer im architektonischen Einheitsbrei des Wiederaufbaus. Der Bauboom der 1950er/60er Jahre ermöglichte eine breite Streuung kommunaler Kunstförderung – wenn auch nicht immer mit hoher Qualität. Eine Vielzahl von Objekten aus dieser Zeit – Glasfenster in Schulen, Wandmosaike wie an der Berufsschule am Ostring, Drahtplastiken an Hausfassaden (z.B. Alleestraße) – ist erhalten.
Visuelle Kommunikation mit den Bürgern
In den 60er und 70er Jahren änderte sich der Anspruch an die Kunst, und es änderte sich der Anspruch der Kunst an ihre Wahrnehmung. Die Künstler entwickelten zunehmend eigene Programme für die Kunst im öffentlichen Raum.
Es ging damals um „visuelle Kommunikation“ mit den Bürgern, um eine Teilhabe der Öffentlichkeit an der zeitgenössischen Kunst. So hatte Otto Hajek neben seiner jetzt pulverisierten Plastik im Schulzentrum Wiemelhausen elf weitere Schulen mit Kunst am Bau bzw. Plastiken bestückt; „Bochumer Frühling“ hieß das städtische Projekt von 1971, das Generationen von Schülern hautnahen Kunst-Kontakt vermittelte.
1979/80 brachte das Bochumer Bildhauer-Symposium nicht nur die stählerne Moderne ins Stadtbild, sondern auch die Auseinandersetzung um diese von vielen Bürgern als „Schrott & Rost-Kunst“ gebrandmarkten Beispiele der Stadtgestaltung. Als wichtigstes Beispiel eines solchen, in seiner gewollten Provokation auch wieder charakteristischen Kunstwerks wäre die Stahlplastik „Terminal“ zu nennen, bis heute Bochums umstrittenstes und bekanntestes Beispiel für Kunst im öffentlichen Raum.
Die ehrgeizigen Ansätze der 1970 Jahre wurden indes nicht fortgeschrieben. Einst galt die Förderung von kontroverser Kunst auch als Herausforderung des öffentlichen Diskurses. Davon ist nicht viel geblieben – spätestens die Postmoderne der 1980er Jahre bremste das Provozierende gegen das Dekorative aus. Und auch die städtische Kunstförderung versank irgendwie in der Beliebigkeit des „anything goes“: Wo alles geht, geht eben auch vieles unter. Wie die Hajek-Skulptur in Wiemelhausen.