Die Diskussion um den Abriss der Hajek-Plastik ist nicht so akademisch, wie man meinen könnte. Tatsächlich hat Bochum, was Kunst im öffentlichen Raum angeht, sehr viel zu bieten. An die 700 Skulpturen, Plastiken, Reliefs sind übers Stadtgebiet verteilt – darunter so eingängige wie der Jobsiade-Brunnen am Husemannplatz, aber auch so rohe Gesellen wie das legendäre Terminal. Die Kunst ist - im Wortsinn „im Vorübergehen“ - allerorten sichtbar, und sie ist aus sich selbst heraus für jede lebhafte Diskussion offen.
Seit den 1970er Jahren hat sich die Wahrnehmung von Kunst allerdings ebenso gewandelt wie der politische Wille, sie zu fördern. Kunst im öffentlichen Raum spielt als gestalterische Idee heute kaum noch eine Rolle; eher hat man – gerade in Bochum - den Eindruck, es werde die freundliche Möblierung der Stadt mit Kunst bevorzugt. Man denke an die „Alltagsmenschen“ aus Beton, die zuletzt die City bevölkerten.
Das eine zuzulassen, ohne das andere zu vernachlässigen – das bleibt die Herausforderung. Die interessierte Beschäftigung mit Kunst ist eine Übung, die auch dem Kunstfremden immer einen Gewinn bringen wird. Diesen Diskurs anzuregen und offensiv zu führen: damit wäre schon viel gewonnen.
Jürgen Boebers-Süßmann