Bochum..

„Totally Devoted To You“ heißt eine Ausstellung der Künstler Gil & Moti, die am 27. März, 11 Uhr, im Kunstmuseum eröffnet wird. Die beiden schwulen israelischen Künstler begreifen sich und ihr Leben als eine Art Gesamtkunstwerk. Schockierend und schön zugleich.

Laurel & Hardy, Gilbert & George und nun also Gil & Moti. Künstlerpärchen sind spleenig, aber Gil & Moti sind es vielleicht noch ein bisschen mehr. Das ahnt man gleich, wenn man sie trifft, ohne je ihre Kunst gesehen zu haben. Denn die beiden sehen sich nicht nur ähnlich, vielmehr haben sie die Selbststilisierung auf die Spitze getrieben.

Hochzeitsbett im Rathaus

„Wir lassen die Trennung von Leben und Kunst verwischen“, sagen sie, und gleich im Einstieg ihrer Ausstellung im Museum (bis 8. Mai, Eröffnung morgen, 11 Uhr) sieht man, was gemeint ist: Dort steht das Ehebett der beiden. Gil & Moti waren unter den ersten Homosexuellen, die sich vor Jahren in Rotterdam haben trauen lassen. Nicht nur aus Liebe, sondern auch als Statement – für die Schwulen-Ehe und für die Kunst. Was dann geschah, kann man in einer Dokumentation sehen: Nicht irgendwer, sondern der Bürgermeister traute sie, und ganz Rotterdam war eingeladen, beim Jawort zuzuhören. Damit auch alle zuschauen konnten, wurde das Happening auf dem Rathausbalkon der Hafenstadt abgehalten. Klar, dass Gil & Moti die Tage nach der Hochzeit im Bett verbrachten – es stand im Rotterdamer Rathaus, während die Besucher vorbeiströmten, lagen die beiden drinnen.

Dauer-Performance

Gil & Moti sehen sich als konzeptionelle Künstler, als Dauer-Performer in der Fluxus-Tradition. Der Aufritt selbst ist immer schon das Werk, und kein Plot zu weit hergeholt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Die beiden sind schwul und kommen aus Israel. Also wenden sie sich den Arabern zu. In „Available for you“ boten sie sich arabischen Einwanderern als Haushaltshilfen an. Warum? „In Israel sind die Araber häufig die Dienenden. Wir wollten dieses Verhältnis umkehren“, sagen sie. So diente diese Aktion auch dem Abbau von Vorurteilen: „Die Araber haben uns Israelis getroffen und gelernt, dass wir Menschen sind - wie sie auch“.

Sexuelle Projektionen

Dokumentationen verschiedenster Gil & Moti-Aktionen sind in der Ausstellung versammelt. Es ist eine herausfordernde Kunst, man muss sich ihr aussetzen, um zu verstehen, worum es hier geht: um Kommunikation, um Freundschaft und Vertrauen, aber um um Exhibitionismus und um sexuelle Wünsche und Projektionen zwischen Männern, um Schamhaar und Schwellkörper, Bizeps und Brustbehaarung. Man könnte glauben, dass all diese Gil & Moti-Scherzchen schnell lächerlich wirkten. Doch gerade in der vermeintlichen Naivität steckt der künstlerisch-gesellschaftliche Sprengstoff.