Bochum.. Der Leiter einer für Bochum zuständigen Autobahnmeisterei, Hans Kuchenbecker, beklagt, dass immer mehr Autofahrer ihren Müll aus dem Autofenster werfen. „Es wird immer mehr“, sagte er auf Anfrage der WAZ. Vor allem Auf- und Abfahrten seien betroffen.

Getränkedosen, Pappbecher, Zigarettenschachteln, Plastiktüten, Essensreste - das sind die Müll-Klassiker, die von einigen Autofahrern an Autobahnauffahrten ins Gebüsch geschleudert werden. Motto: Fenster runter, Abfall raus, Fenster hoch, weiterfahren! „Es wird immer mehr“, beklagt Hans Kuchenbecker, der Leiter der Autobahnmeisterei Dortmund auf WAZ-Anfrage. Er ist auch für Bochumer Autobahnen zuständig.

Verdreckt werde „nahezu jede Anschlussstelle“. Dabei handele es sich um „Müll, den man gerade in der Hand hat und loswerden will“. Besonders die Bereiche, in denen man langsam fahre, vor allem Auf- und Abfahrten, seien betroffen. „Dort ist der Müll wie mit dem Lineal gezogen. Hier schraubt man die Scheibe runter - und ist es los.“

„In den Ausfahren nutzt man gern die Fliehkraft“

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Auch die Anschlussstellen des Bochumer Außenrings würden stellenweise als Müllabladeplatz genutzt. Kuchenbecker, ein Mann mit sehr viel Berufserfahrung, fällt das Wort von der „Wohlstandsgesellschaft“ ein.

Der Sprecher von Straßen-NRW, Bernhard Meier, bestätigt dieses Müllproblem: „In den Ausfahren nutzt man gern die Fliehkraft.“ Manche Stellen seien „erschreckend“.

Auch größerer Abfall wie Sperrmüll wird in die Gebüsche der Bochumer Autobahnen geworfen, teilweise von Nebenstraßen aus. Man fände, so Beier, „undefinierbare Flüssigkeiten“ und Autobatterien. Kuchenbecker ergänzt, dass die Verursacher „mit voller Absicht“ auch Möbel, Tapeten und Inventar einschließlich Küchengeräten abladen. Mit einem gewissen Sarkasmus meint er: „Wir richten Ihnen in 14 Tagen eine Drei-Zimmer-Wohnung ein.“ Pro Woche fülle der eingesammelte Sperrmüll einen sechs Kubikmeter großen Container.

In diesen Wochen werden - insgesamt zweimal im Jahr - die Bochumer Autobahnränder gereinigt. Das muss passieren, bevor der erste Grünschnitt erfolgt, denn durch den Müll würden die Mähmaschinen kaputt gehen. Den Müll müssen Männer aufsammeln, die dafür absolut überqualifiziert sind: die insgesamt 25 Straßenwärter der Autobahnmeisterei. Das ist ein aufwendiger Lehrberuf, denn die Mitarbeiter müssen zum Beispiel auch technische Reparaturen erlernen. „Sie sind nicht begeistert“, sagt Straßen.NRW-Sprecher Beier. Und hohe Kosten verursacht diese Reinigung ebenfalls. Kuchenbecker: „Es tut einem in der Seele weh, wenn man sieht, was man für ein unnützes Geld ausgeben muss.“ Es sind Steuergelder.

Kein Zuwachs an Müll in Innenstadt

Anders als an den Autobahnen ist in der Bochumer Innenstadt nach Einschätzung von Verantwortlichen kein Zuwachs an wildem Wohlstandsmüll zu erkennen. Und dies trotz eines spürbaren Trends zu so genannten „To-Go“-Angeboten des Einzelhandels (Kaffee zum Mitnehmen usw.). Das Ordnungsamt zum Beispiel lobt, dass immer mehr Raucher die für die Kippen aufgestellten Müllbehälter nutzen. Auch Rainer Sturath, Abteilungsleiter beim USB für Stadtreinigung, kann keinen vermehrten Wegwerfmüll feststellen. Er sagt aber auch, dass es in der Stadt heller und voller sei als an dunken Autobahnecken und man folglich mehr im Blickfeld anderer Leute stehe. „Die Anonymität nimmt zu, wenn keine Leute da sind.“ Deshalb würde in der City wohl weniger Müll auf die Straße geworfen. Allerdings sieht man vielerorts massenhaft Kaugummi am Boden.

Sollte jemand erwischt werden, wenn er Kaugummi, eine Kippe oder einen Becher aufs Plaster wirft, können ihm die Ordnungskräfte fünf Euro Buße abknöpfen. „Das passiert täglich“, sagt Stephan Heimrath vom Rechtsamt.